Cap Cerbère und Cap de Creus – wo die Pyrenäen ins Mittelmeer stürzen
Zeitig stehen wir auf, wir haben noch viel zu erledigen bis wir reisefertig sind. Ein Häferl Kaffee und eine Apfeltasche als Frühstück, dann wird eifrig eingeräumt und aufgeladen. Mehrfach stolpern wir über die Abspannleinen des Tarp – vermutlich wäre es sinnvoll gewesen, das zuerst abzubauen 🙃
Schließlich ist alles abgebaut, die Zeltheringe sind geputzt und eingepackt, die Motorräder fertig beladen und die Reiseroute ist festgelegt.

Auf der Landstraße bis Argelès-sur-Mer, dann die Küstenstraße entlang bis Banyuls-sur-Mer und dort einen Ausflug zum Tour Madeloc mit der SOL unternehmen.
Mein Navi zeigt immer wieder an, dass die Stromversorgung unterbrochen ist und schaltet sich ab. Irgendwann hat es wieder ausreichend Kontakt, schaltet sich wieder ein und gibt Streckenanweisungen aus, die längst erledigt sind. Das macht die Fahrt einigermaßen unentspannt. Wir orientieren uns mithilfe der Wegweiser und Atlans Erinnerung an die Strecke, die er vor Jahren in entgegengesetzter Richtung gefahren ist.
Auf diese Weise landen wir perfekt auf der Küstenstraße nach Banyuls-sur-Mer, fahren jedoch an der Abzweigung zum Tour Madeloc vorbei und parken meine KIRA ein gutes Stück außerhalb auf einem Parkplatz an der Küstenstraße. Die Ersatzteiltasche umladen, damit ich auf der SOL Platz mitfahren kann – für mich stehen heute noch genug Kurven auf dem Programm, die D86 ist mir zuviel heute zum Selberfahren.

Mit der schwer beladenen SOL sucht Atlan die Abzweigung, sie ist leider nicht angeschrieben und sein Navi hilft uns nicht, denn es bleibt schwarz. Navigation per Smartphone vom Rücksitz aus haben wir im Vorjahr in Norwegen bereits geübt, das klappt auch heuer wieder.
Atlan bugsiert die schwer beladene SOL geschickt die sehr schmale Bergstraße entlang und lässt routiniert den Gegenverkehr passieren. Wir haben enorm viel Gegenverkehr, während in unsere Richtung außer uns niemand fährt – später stellen wir fest, dass dies vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass die Stecke in der Gegenrichtung ausgeschildert ist, sodass sie alle die anspruchsvolle Route bergseitig zurücklegen können…
Am Fuß des Tour Madeloc halten wir und genießen die wundervolle Aussicht. Die südfranzösische Mittelmeerküste breitet sich vor uns aus. Es ist unser letzter Pass der Route des Cols und wir sind dankbar und glücklich über die schöne Reise 💖💖💖




Weiter geht unsere Fahrt nun nach Cap Cerbère, das südlichste Cap Frankreichs kurz vor der Grenze zu Spanien. Steil fallen die Pyrenäen hier ab und scheinen ins Meer zu stürzen.


Auch hier nur ein kurzer Stopp, denn wir wollen weiter zum Cap de Creus. Atlan beruhigt mich, dass es einfach zu fahren sei.
Steil und verwinkelt ist die Zufahrt zur Straße zum Cap. Ein großer Parkplatz, ein riesengroßes Hinweisschild, dass die Fahrt mit Autos und Mororrädern zwischen 8:30 und 20:30 Uhr verboten ist, weil Naturschutzgebiet, ein Zubringerbus – nichts davon kann Atlan aufhalten, die schmale rumpelige Straße durch diese wilde Landschaft zu fahren. Mein Protest bezüglich Fahrverbot wird ignoriert, also hinterher. Mein Navi funktioniert immer wieder kurz und zeigt mir an, dass ich die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschreite. Atlan fragt, warum ich so langsam bin. Vorne steht ein Bus mit Warnblinkanlage mitten auf der Straße, die bergauf führt. Panik setzt ein, ich will keinen Meter mehr fahren. Der Bus fährt weiter und ich dann auch.
Nach unzähligen Kurven und Raufs und Runters in einer sensationell schönen Landschaft erreichen wir den Parkplatz des Restaurants Cap de Creus. Ich bin völlig erschöpft von dieser „einfachen“ Fahrt.

Atlans Gegensprechanlage verbraucht mehr Strom als meine – jedenfalls hatte sie auf der Fahrt hierher bereits gemeldet, dass der Akkustand niedrig ist. Er schließt sie daher an die Bordsteckdose zum Aufladen an und versperrt sie im Tankrucksack. Meine lade ich zur Sicherheit ebenfalls auf mittels Powerbank. Die Vorstellung ohne funktionierende Navis UND ohne Gegensprechanlage dann anschließend zu unserem Hotel in Figueres finden zu müssen, löst Panik aus.
Im Restaurant bietet sich ein wunderbarer Blick auf die Bucht. Der Wind weht heftig an dieser exponierten Stelle der Erde. Wir genießen die Aussicht und schauen den Badenden zu. Eine Dosis Cola und ein köstliches Thunfisch-Carpaccio bringen meine Lebensgeister zurück.


Aufgrund der Konsumation bleibt uns hoffentlich die Verwaltungsstrafe erspart. Jedenfalls dürfen wir unsere Kennzeichen dem Restaurant bekannt geben. Nächstes Mal nur mit vorheriger Reservierung oder mit dem Zubringerbus.
Kurz nach 19 Uhr brechen wir auf zur letzten Tagesetappe. Erstmal zurück, dann Richtung Roses und dann den Wegweisern nach Figueres folgen. Der Plan ist beschlossen und wir machen uns abfahrbereit. Der GAU ist perfekt, als Atlan das Vorhängeschloss seines Tankrucksacks nicht öffnen kann: Keine Navis UND keine Sprechverbindung! 🫣😳😲
Er probiert erst stichprobenartig dann systematisch viele Kombinationen durch, das Schloss bleibt jedoch zu. Neuer Plan: Ich gebe mich ganz der Gewissheit hin, dass Atlan uns sicher und zuverlässig ans Ziel bringt und wir vereinbaren ein Notsignal.
Ohne weitere Überraschungen erreichen wir das Stadtzentrum von Figueres. Das Hotel ist nur 2x um die Ecke und die Rezeption ist sogar noch besetzt.

Unser Zimmer ist klimatisiert und noch selten hab ich eine Dusche so sehr genossen wie heute 🏍🥵😊

Mit einem nächtlichen Spaziergang auf der Rambla klingt der aufregende Tag ruhig aus.

