2025,  2025 - Tourentagebuch Pyrenäen-Tour,  ANDORRA bis Mittelmeer,  Motorrad-Touren

Tag 18 – Offroad muss auch mal sein

Heute gehen wir es einmal langsam an. In der ursprünglichen Streckenplanung war vorgesehen, hier in dieser Gegend einige der unfassbar kurvigen Strassen zu fahren. Atlan möchte mit Mara die Gorges de la Feu besuchen. Eine Schlucht eingeschnitten in den Felsen so eng und tief als wäre heißes Messer durch Butter gefahren. Die Schlucht ist teilweise so eng, dass man mit ausagebreiteten Armen beide Seiten berühren kann und oberhalb den Himmel nicht sieht. Der kürzeste Weg dorthin führt uns durch eine wunderschöne, sehr einsame Landschaft.

Es geht erst um 11:45 los und Mara möchte heute einmal Stresspause haben. Ergo nimmt sie auf der SOL als Beifahrerin Platz. Zunächst geht es bequem über die N116 kurz vor VINCA in Richtung FINESTRET wo wir auf die D25 und dann D13 abbiegen. Was dann folgt ist eine der typischen Balkonstraßen FRANKREICHS. Auf halber Höhe wurde eine Straße in den Hang geschlagen die vollständig dem Gelände folgt. Als Resultat gibt es kaum 50 Meter ohne Kurve. Es ist ein Traum für jeden Motorradfahrer. Die Strecke hat aber auch ihre Tücken denn hin und wieder gibt es überraschend Gegenverkehr auf dieser nur 1,5 Fahrbahnen breiten Straße. Dann ist es besser nicht in der Mitte der Fahrbahn zu fahren sondern sich immer am äußersten rechten Rand zu halten, denn zum Ausweichen hat man trotz mäßiger Geschwindigkeit kaum Zeit.

In VALMANYA müssen wir einmal kurz stehen bleiben, denn es gibt eine Straßenkreuzung und es ist kaum erkennbar welche der beiden Abzweigungen jetzt die Richtige ist. Wir bleiben also im Schatten auf einer Ausweiche stehen, gönnen und einen Schluck Wasser und studieren die Karte. Ein Autofahrer hat offenbar das gleiche Orientierungsproblem, bleibt aber mitten auf der Straße nach einer unübersichtlichen Kurve stehen. Unabhängig von einander kommen wir zu selben Schluss welche Straße die richtige ist. Als wir den COLL DE PALOMERA (1066m) erreichen wissen wir erstmal nicht weiter, denn dort wo wir hinwollen/sollen ist nur eine Schotterstraße, welche eher an eine Forststraße erinnert. Glücklicherweise kommt da ein Auto herunter, welches Atlan stoppt und fragt ob das tatsächlich die richtige Straße nach CORSAVY ist. Ja, ist sie. Kräftiger Schluck Wasser und einen Sticker auf dem Passschild und rein gehts ins Vergnügen.

Die Straße ist sehr holprig und alle paar Meter gibt es eine breite Senke, damit Regenwasser ungehindert talwärts fliessen kann. Diese Senken muss man langsam mit maximal 15 km/h durchfahren, da sonst die Sozia ein frei fliegendes Erlebnis hat. Atlan hört geharnischten Protest von Mara als sie hochgeschleudert wird. Die SOL tut das, was sie am besten kann und im Enduro-Modus klettern wir ohne Probleme bis auf ca. 1450m hinauf. Oben gibt es einen mittelalterlichen Turm, den „Tour de Batere“. Er diente einst als Relaisstation für die Weitergabe von Signalen.

Assoziationen an die Szene von Herr der Ringe als GONDOR mittels des Leuchtfeuers von AMON DIN das Königreich ROHAN und Hilfe anruft kommen in Atlan auf. Tatsächlich hatte dieser Turm genau diese Funktion. Oben am Turm hat man eine fantastische Aussicht auf die weite Umgebung. Wir treffen ein deutsches Ehepaar und unterhalten uns dann ein wenig, aber wir müssen bald weiter. Am COLL DE LA DESCARGA finden wir wieder eine asphaltierte Straße, die D43.

Die 8,5 Km Schotter haben enorm Spaß gemacht.

Aussicht vom Tour de Batere

Unten bei ARLES-SUR-TECH fahren wir die D115 mehrfach auf und ab, finden aber den Weg zur Schlucht GORGES DE LA FEU nicht. Wir biegen von der belebten D115 auf die einsame D44 ab, machen Pause und ziehen unsere Handys zu Rate. Am Ende kommt heraus, dass 2019 ein Erdrutsch das aufgebaute Stegsystem, mit welchem man die 200m tiefe Schlucht bequem erkunden konnte, zerstört hat. Ein Termin für eine Wiedereröffnung ist nicht bekannt und so hat sich die Natur die Schlucht weitgehend wieder zurückerobert.

Es ist mittlerweile gegen 16:30 und wir brauchen dringend einen Kaffee, welchen wir uns in AMELIES-LES-BAIN-PALALDA gönnen. Die Parkplätze sind hier sehr rar, aber mit einem Motorrad passt man schnell irgendwo hin. Danach gehts über den COL DE MONTBOLO (633m) via der D53 und der D618 wieder Richtung Norden. Die Straße ist wieder kurvig und unübersichtlich. Als wir um eine Kurve fahren sehen wir, dass auf der Gegenfahrbahn ein Motorradfahrer stehengeblieben ist um, immer noch im Sattel sitzend, ein Tier mit Brot zu füttern. Es war kein Schaf und für eine Ziege war es zu groß. Muss wohl eine Art Steinbock gewesen sein, der da völlig ohne Furcht am Straßenrand stand.

Unsere nächste „Eroberung“ ist der COL DE XATARD (752m). Jetzt tut uns schön langsam der Hintern weh, denn es ist schon gegen 17:45 als wir endlich wieder die D66/N116 erreichen um gegen 18:45 wieder am Zeltplatz zu sein. Gut wars, schön wars, aber jetzt brauchen wir eine Dusche und eine Abendessen. Am Abend unterhalten wir uns, ob wir mit genau dieser Packordnung auf Weltreise gehen wollen. Wir entscheiden eindeutig auf „Nein“. Wir werden unser Gepäck um ca. ein Drittel abspecken und so z.B. keine Bordküche, Tarp, Lebensmittel, viele Ersatzteile usw. mitnehmen. Die Tour durch die Pyrenäen sollte ja ein Testlauf für die Weltreise ab 2027 sein und hat uns tatsächlich viel gelehrt.

unsere Tagesetappe: 130 km

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