2025,  2025 - Tourentagebuch Pyrenäen-Tour,  Allgemein,  LOURDES bis ANDORRA,  Motorrad-Touren

Tag 10 – 4 Pässe und ein Apfellikör

Atlan schreibt:
Heute wollen wir von ARGELES-GAZOST bis zum COL ARES fahren. Ich trage wir üblich alles Gepäck hinunter, sofern ich es nicht schon gestern am Bike befestigt habe und mache beide Bikes fertig zur Abfahrt. Schon nach ca. 30 km, bei der Auffahrt zum COL TOURMALET machen wir eine kurze Pause, um die Lüftungsschlitze unserer Motorradjacken zu schließen – es ist kühl. ARGELES liegt auf unter 500 m, wir sind bereits auf mehr als 1000m und die Passhöhe befindet sich auf 2115m. Außerdem habe ich, schon beinahe wie üblich, vergessen mein Halstuch anzulegen. ☹
Oben am COL TOURMALET finden wir keinen Parkplatz und müssen einige 100m weiter unten parken.

Da der Parkplatz „hängt“ ist es gar nicht so einfach den richtigen Winkel zu finden, damit das Bike stabil stehen kann. Letztlich blockiert die SOL dann 3 Parkplätze. Es kümmert mich nicht und es gibt noch viele Weitere. Auch KIRA wir ähnlich geparkt. Wir gehen zu Fuß hinauf, besorgen uns den obligatorischen Patch und genießen die wunderschöne Aussicht.

Als wir weiterfahren, behindert uns eine Schafherde auf der Straße. Aus Erfahrung wissen wir wie blöd diese Viecher sind und sind dementsprechend vorsichtig.


Wir machen dann noch eine weitere Pause am COL ASPIN (1489m). Dieser Parkplatz ist zwar etwas weniger schräg als am TOURMALET aber dafür grober Schotter. Ich komme mit einem anderen Touristen ins Gespräch, der sich für die vollgepackte SOL interessiert.

Via ARREAU und der D618 erklimmen wir den COL DE PEYRESOURDE (1569m). Dort gönnen wir uns einen Kaffee und können zusehen, wie ein Mann einem Radfahrer mittels eines akkubetriebenen Kompressors hilft, seinen Fahrradreifen aufzublasen.

Im Gespräch erfahren wir, dass dieses fuzzikleine Ding Reifen bis auf 12 Bar aufblasen kann!


Nachdem wir unseren Sticker „hinterlassen“ haben, fahren wir weiter und machen eine letzte Pause am COL PORTILLION (1293m). Mittlerweise ist es heiß geworden und wir mussten unsere Lüftungsschlitze wieder öffnen. Mehr noch: Am PORTILLION trinken wir unsere letzte Wasserflasche leer. Direkt auf der Passhöhe ist die Grenze zu SPANIEN.

Als ich vor Jahren schon einmal die Pyrenäen bereist habe, übernachtete ich in einem Hotel namens „Pyrénées Émotions“. Dort wollen wir jetzt auch hin. Der Herbergsvater servierte damals einen spanischen grünen Apfellikör namens „MANZANITA“. Auf die Frage, wo er den herhat, beschrieb er mir damals ein Einkaufszentrum, wo wir jetzt vorbeikommen. Und tatsächlich: Wir müssen nicht lange suchen und schon haben wir einen Liter MANZANITA in der Hand.
Wenige Kilometer weiter befinden wir uns wieder in FRANKREICH. Kurz vor FRONZAC ereignet sich dann beinahe eine Katastrophe: Wir zockeln brav hinter einem Auto her und die Sonne scheint mir direkt aufs Display des Navis. Ich habe Mühe zu erkennen, wie es weitergeht, denn ich weiß, dass wir hier bald abbiegen müssen. Somit starre ich eine Sekunde zu lange angestrengt aufs Navi während vor uns sich die Straße wegen einer zur Verkehrsberuhigung gebauten Verkehrsinsel verengt. Das Auto vor uns bremst sich ein und ich bemerke es erst durch den entsetzten Schrei übers Interkom von der hinter mir fahrenden Mara. Ich lege sofort eine Notbremsung hin, merke aber in Sekundenbruchteilen: „Das geht sich nicht aus“, lasse die Bremse aus und schwinge mich mit meinem „Schlachtschiff“ auf der Gegenfahrbahn am beinahe zum Stillstand gekommenen Auto vorbei. Ich komme dabei aber auf die Gegenfahrbahn, wo gerade ein Auto entgegenkommt, welches protestierend hupt. Instinktiv reiße ich die SOL wieder auf meine Fahrbahnseite zurück, habe somit die gefährliche Situation ohne Unfall überstanden, ignoriere dien Hupanfall des überholten Autos und muss jetzt erstmal warten, bis sich mein Adrenalin wieder abgebaut hat. Die Auffahrt zum COL DES ARES (797m) gestaltet sich dann wenig schwungvoll und sehr, sehr vorsichtig.


Das Hotel „Pyrénées Émotions“ befindet sich auf der Passhöhe und wir bekommen ein großes Zimmer unter der Dachschräge des 2. Stocks. Alles wunderbar, aber unser Gepäck über die steile und sehr enge Trepp in unser Zimmer zu schaffen ist eine Konditionsfrage.


Nachdem wir uns umgezogen, frisch gemacht und alles, was wir brauchen ausgepackt haben gehen wir runter zum Abendessen. Das wird serviert von einem sehr schmalen, kleinen Mädchen mit thailändischem Gesichtsschnitt. Sie sieht aus, als ob sie höchstens 12 Jahre alt wäre. Sie ist nicht die Einzige, die so jung aussieht. Mich verwundert das niedrige Alter der hier arbeitenden Servierkraft und frage dann das junge Mädchen freundlich nach ihrem Alter. Sie fragt mich sofort warum ich das wissen will und ich muss ihr sagen, dass sie so jung aussieht, und dass in meiner Heimat die Arbeit von Kindern unter 14 Jahre grob kriminell ist. Sie blickt mich irritiert an, versichert mir, dass sie schon 17 ist und dass sie hier ein für ihre Schule verpflichtendes Tourismuspraktikum macht und das sie aus INDONESIEN ist. Ich habe ja schon Bilder von Indonesierinnen gesehen und weiß, dass die eher kleinwüchsig sind aber solche Menschen ad personam erstmals direkt vor einem zu sehen war dann doch eher ungewöhnlich.
Obwohl das Hotel direkt neben der Straße liegt, ist es sehr ruhig und ab den Abendstunden erstirbt sogar der wenige Verkehr und es wird erholsam still. Mara und ich gehen dann noch ein wenig spazieren und erkunden die Umgebung.

unsere Tagesetappe: 166 km

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