
Tag 34 – Langschiffbau leichtgemacht
Man cannot discover new oceans unless he has the courage to lose sight of the shore.
Andre Gide

Der heutige Tag beginnt entspannt. Nach Frühstück und Morgentoilette fängt Atlan an wie üblich die SOL zu beladen, während Mara Bett und Bettzeug abzieht und die Hütte in besenreinem Zustand hinterlässt. Dies spart uns Geld, welches wir sonst für einen Basisreinigung bezahlen müssen.
Über Landstraßen vorbei an einem verträumten Schloss geht es Richtung ROSKILDE. Der Vorschlag stammt von Mara, denn dort gibt es eine Ausstellung über den Schiffsbau der Wikinger. Wir parken praktisch direkt vor dem Eingang und genießen somit wieder den Vorteil mit einem Motorrad unterwegs zu sein, da Parkplätze für Autos rar sind. Obwohl es möglich wäre ohne Eintrittskarte das Gelände zu betreten bezahlen wir diese trotzdem, weil mit den Eintrittsgeldern das gesamte Museum erhalten wird.
Auf dem Freigelände können wir hochinteressantes sehen: Alle Fertigkeiten, welche nötig sind, um ein Wikinger-Langschiff zu bauen werden hier vorgezeigt.

Es gibt sogar Kurse für Kinder, in welche diese lernen können wie man z.B. ein Seil dreht oder man kann in ein Langschiff einsteigen um mit einer ganzen Mannschaft versuchen im Gleichklang zu rudern.

Das hört sich einfacher an als es wir dann in der Praxis beobachten können. Sogar die Erwachsenen haben da ihre Schwierigkeiten, denn selbst wenn alle im Gleichklang rudern – was gar nicht so einfach ist – müssen alle Ruderer mit den Rudern gleichtief ins Wasser eintauchen, damit das Schiff optimal geradeausfährt. Auf engem Raum manövrieren ist dann nochmals eine Stufe schwieriger. Die vielen Kinder, die wir sehen, sind mit Begeisterung bei der Sache.
ROSKILDE war früher einmal die Hauptstadt eines Wikingerreiches mit einem natürlichen Hafen, der mehrere Zugangskanäle hatte. Um die Stadt seewärts leichter verteidigen zu können wurde alte, unbrauchbare Schiffe mit Steinen beschwert und zum Sinken gebracht, um nur noch einen einzigen Zugangskanal offen zu haben. Unter Wasser vermoderten mit der Zeit die Schiffe, wodurch nach einigen Jahren an der gleichen Stelle eben ein weiteres Schiff versenkt wurde. Archäologen konnten hier an einer Stelle so 6 verschiedene Wikingerschiffe ausgraben. Die Restaurierungsarbeiten sind noch immer im Gang und auch diese kann man beobachten.

Interessant war zu erfahren, dass bevor ein solches Schiff gebaut wurde, der Schiffsbaumeister genaue Details wissen musste: z.B. Verwendungszweck, zukünftiges Einsatzgebiet (z.B. Nordsee oder nur Küstenschifffahrt) usw. Das hört sich überaus modern an. Erst danach wurde das Schiff auf Kiel gelegt, wobei alles Holz immer längs der Maserung geschnitten wurde, wodurch alle Planken flexibel und beinahe bruchfest waren. Die Planken selbst wurden durch Eisennieten verbunden. Die Herkunft aller hier ausgestellten Schiffe sowie das ungefähre Jahr des Stapellaufes konnte relativ genau geklärt werden. Eines wurde sogar in SCHOTTLAND gebaut und eines in IRLAND.


War es am Morgen noch bewölkt und diesig lichteten sich die Wolken im Laufe des Tages und es wurde warm und beinahe wolkenlos. Wir genießen auf dem Gelände noch eine Mahlzeit und machen uns dann auf den Weg zum Campingplatz nach Kopenhagen.
Es dauert kaum mehr als 1 Stunde bis wir am Campingplatz ankommen. Die Einfahrt ist allerdings etwas versteckt, sodass wir anfangs sogar daran vorbeifahren. Am Schranken bei der Einfahrt zum Campingplatz bleiben wir stehen und Mara macht einen Zeltplatz klar. Wir können uns sogar aussuchen, wo wir unser Zelt aufstellen wollen. Auf uns warten die letzten beiden Übernachtungen außerhalb Österreichs. Holzhütten sind in der gesamten Gegend ausverkauft und ein Hotel wollen wir uns aus Sparsamkeitsgründen nicht leisten. Das Zelt ist erstaunlich rasch aufgebaut. Es gibt nur kleinere Diskussionen darüber, wie das Groundshield im Verhältnis zum darüberliegenden Zelt positioniert werden soll. Schräg gegenüber befindet sich eine Art Wagenburg von einer deutschen Großfamilie. Atlan kommt mit denen ins Gespräch und wir können uns sogar einen Hammer ausborgen, um die Zeltnägel in den harten Boden zu treiben. Unser Zeltplatz liegt nur wenige Meter neben einer Lagune auf deren anderer Seite ein Hafen für z.T. sehr luxuriöse Jachten zu erkennen ist.

Die SOL wird hinter dem Zelt geparkt und gleich nebenan gibt es eine Tisch- / Sitzbank-Kombination, welche wir für Mahlzeiten benutzen können. Ein kurzer Blick auf GOOGLE-Maps zeigt, dass nur wenige Fahrminuten entfernt eine LIDL-Filiale zu finden ist. LIDL! Das heißt bekanntes Produktsortiment – toll. Packtaschen und Seiten-koffer werden im Vorzelt untergebracht und das Topcase teilweise geleert. Somit haben wir viel Platz für Einkäufe. Zurück vom Einkauf genießen wir unser Abendessen, wobei wir uns der Gelsen erwehren müssen, welche jetzt erwachen. Anschließend unternehmen wir einen längeren Spaziergang, um das Campingplatzgelände zu erkunden und einen Strand zu suchen.
Unser Zeltplatz ist nur wenige Meter vom Ufer der Lagune entfernt und durch eine Gebüschzeile getrennt. Just dort, wo wir zelten gibt es eine Lücke in der Gebüschreihe.
Mara lässt es sich nicht nehmen ins Wasser zu steigen aber als sie nur knöcheltief im Wasser steht, fühlt sich das sehr schlammig und ungut an. Neusiedlerseefeeling kommt auf und Mara kommt rasch wieder raus.

Es gibt Familiennassräume: große Nasszellen mit WC und Dusche, wo z.B. Mütter ihre Kids versorgen können. Mara schafft es sich zu duschen aber diese Duschräume sind heiß begehrt. Atlan versucht es mehrfach und ausdauernd habe aber keinen Erfolg uns geht deshalb frustriert verschwitzt zu Bett. Es gibt auch eine große Gemeinschaftsküche, wo Mara einen freien Stromanschluss findet, mit welchem wir Handis und Gegensprechanlagen aufladen können.
Wir befinden uns mittlerweile so weit südlich, dass es in der Nacht richtig dunkel wird. Wir hatten heute einen langen Tag und rollen uns in unsere Schlafsäcke ein kurz nachdem es finster wurde.


