Tag 24 – Selbstironie nötig

Selbstironie ist die Kunst, sich so durch den Kakao zu ziehen, dass er noch schmeckt.

Heute verbleiben wir faulenzend in MOLDE. Nur ein paar Kilometer entfernt gibt es eine Höhle mit Wasserfall: die TROLLKYRKJA. Wir machen uns eine kleine Jause, leeren das Topcase und die Seitenkoffer aus und fahren dorthin geführt von GOOGLE-Maps. Die TROLLKYRKJA liegt aber in hügeligem Gelände mitten im Wald. Es ist also auch mittels GOOGLE-Maps gar nicht so klar, wo man die Wanderung am besten startet.

Wir legen uns nach bestem Wissen und Gewissen fest und landen auf einem Parkplatz am Ende einer Schotterstraße vor einem geschlossenen Gatter. Dort ziehen wir uns um, denn der Wanderweg verspricht steil zu werden und mind. 1 Stunde zu dauern.

Unsere erste Erkenntnis an diesem Tag ist, dass auch wenn Topcase und Seitenkisten leer sind, nicht all unsere Motorradsachen hineinpassen. Für solche Fälle haben wir extra ein Stahlgitternetz auf die Reise mitgenommen, doch das haben wir jetzt klarerweise nicht dabei. Wir sind ergo mit Motorradhose inkl. Thermoinlett, Turnschuhen, Regenjacke und Atlan noch mit Motorradjacke ohne Thermoinlett unterwegs.

Das Umziehen dauert eine Weile, weil der Untergrund nass und schmutzig ist. Frohen Mutes marschieren wir los um nach 15 Metern (!) am Gatter folgendes Schild zu lesen: „This is not the parking place for TROLLKYRKJA. Look at GOOGLE to find him“. Das dämpft schon einmal etwas unsere Stimmung aber wir können uns trösten. Offenbar haben schon so viele denselben Irrtum gemacht, dass der Besitzer sich gezwungen sah, extra ein Schild anzubringen.

Also wieder umziehen, was nicht weniger lange dauert als vorher. Eine Suche auf GOOGLE-Maps mit den Stichworten „TROLLKYRKJA und PARKPLATZ“ ergibt tatsächlich einen Treffer 14 km entfernt auf der anderen Seite des Berges. Dort fahren wir jetzt hin und, stellen die SOL ab und beginnen uns wieder umzuziehen. Noch mitten in der Aktion bemerkt Mara ein Schild, dass dies ein gebührenpflichtiger Parkplatz ist, der keine Ausnahme für Motorräder kennt. Da es mittlerweile zu regnen angefangen hat, verlässt uns endgültig die Wanderlust, wir ziehen uns abermals um (jetzt zum 4. Mal, aber diesmal nicht so viel, weil wir ja gerade erst angefangen haben) und fahren zurück zur Unterkunft.

Mara dirigiert mich dabei allerdings nicht durch den langen Tunnel zwischen MALMEDALEN und MOLDE sondern auf die alte Straße, welche um den Berg herumführt. Die ist auch viel schöner zu fahren als der langweilige Tunnel. Zurück in der Unterkunft suchen wir uns eine Parkbank und jausnen etwas frustriert direkt vor dem Haus.

Mara hat ein Panoramabild in einem der Unterkunftsgebäude entdeckt, welches die Gipfel auf der anderen Seite des Fjordes zeigt. Wie sie erfährt, wurde dieses Bild an einem beliebten Aussichtspunkt ganz in der Nähe aufgenommen, der sogar mit Fahrzeugen erreichbar ist. Wir legen ergo wieder unsere Motorradklamotten an und fahren geführt durchs Handy eine steile Straße den Berghang hinauf, welche bald in eine Schotterstraße übergeht. Im Enduromode ist das für die SOL geradezu ein Vergnügen. Oben angekommen stellen wir die SOL auf einem Parkplatz ab (diesmal gebührenfrei) und versuchen die diesige Aussicht zu genießen.

Das war es, was wir uns vorgestellt haben zu sehen…

…und das war die nüchterne Realität: Die gegenüberliegende Bergkette ist kaum erkennbar.

Es gibt dort auch ein Restaurant in welchem wir uns einen Kaffee gönnen bevor wir wieder runterfahren. Am Abend gibt’s im großen Gemeinschaftsraum am Fernseher wieder die Leichtathletikwettbewerbe der Olympischen Spiele in PARIS zu sehen, während wir warten, dass das Waffeleisen unsere Waffel fertig bäckt. Später kommen dann 4 Motorräder mit 6 Personen an und parken ihre Motorräder wie wir direkt vor der Unterkunft. Die Nummerntafeln kommen uns fremd vor und werden morgen beim Frühstück noch für eine Überraschung sorgen.