
Tag 18 – wanted: neue Batterie und Weiterfahrt nach BODØ
Plane eine Reise, und sie zeigt dir ihren eigenen Weg.
Reiner M. Sowa
Das Wetter hat sich über Nacht sichtbar gebessert, denn gleich am Morgen scheint die Sonne. So wie Atlan gestern alles Gepäck vom Parkplatz in die Unterkunft hinuntergetragen hat, muss er heute wieder alles über die volle Distanz hinauftragen – und kommt sich hinterher wieder wie ein Gorilla vor. Der Spanngurt, welchen wir gestern gesehen haben, liegt immer noch am Boden, weshalb ihn Mara einsammelt und einpackt. Wer weiß wozu wir ihn noch brauchen können. Er stellt sich später als durchaus nützlich heraus, weil er länger als unsere Spanngurte ist und wir ihn deshalb in den folgenden Tagen benutzen können separate Betten zu Doppelbetten zusammen zu binden. Dann wird es kurz spannend, weil wir nicht wissen ob die SOL überhaupt startet – tut sie aber ohne Probleme. Gegen 09:00 Uhr fahren wir los.
Auch wenn die Batterie heute keine Probleme macht, trauen wir ihr nicht mehr und wollen eine neue einbauen. Gemäß dem Hinweis des NAC-Technikers von gestern finden wir in NARVIK via GOOGLE-Maps ein Geschäft namens BILTEMA (https://www.biltema.no/en-no) und das ist gar nicht einmal so weit weg. BILTEMA ist ein Autoersatzteilhandel mit vielen Niederlassungen in ganz SKANDINAVIEN. Es dauert nur wenige Minuten bis Mara uns dorthin gelotst hat. Vor Ort müssen wir erstmal etwas kreisen, denn in diesem Industriegelände sind die Geschäfte keineswegs weithin sichtbar beworben.

Wir bleiben auf dem Parkplatz vor dem Eingang stehen und Atlan muss jetzt erstmal herausfinden, welchen Typ von Batterie er überhaupt kaufen soll. Zunächst einmal muss die Größe passen und dann auch noch der innere Aufbau der Batterie, denn hier gibt es mehrere verschiedene Modelle.
- AGM-Batterien
- Gel-Batterien
- Lithiumbatterien
- SMF-Batterien

Wir brauchen eine Gel-Batterie mit der internationalen Kennnummer YTX14-BS mit den Maßen von ca. L = 150mm; B = 86mm; H = 146mm
Außerdem hat BILTEMA sein eigenes Nummerierungssystem, hat aber glücklicherweise in seinem Onlineshop in der Beschreibung der Batterien auch die international standardisierte Modell/Typ-Bezeichnung (YUASA Nummer) vermerkt. Bewaffnet mit dieser Information geht Atlan in das Geschäft hinein und bleibt gleich einmal nach dem Eingang stehen, denn was von außen nicht erkennbar ist: Das Geschäft ist wahrhaft riesig. Hier gibt es so ziemlich alles, was ein Mechanikerherz begehrt und das auch noch in 100 verschiedenen Varianten. Er irrt zunächst einmal etwas in dieser Halle umher, bis ihm jemand den Tipp gibt, wo die Batterien zu finden sind.
Auch in der richtigen Abteilung muss Atlan sich erstmal zurechtfinden, denn selbst der Abschnitt der Batterieabteilung ist vergleichsweise groß. Letztlich finde er das Modell, welches wir brauchen. Diese hat zwar nicht die exakten Außenmaße, welche Atlan braucht, aber sie ist der richtige Typ und passt ins Batteriefach der SOL: L = 150mm; B = 87mm; H = 130mm. Mit 449 NOK = 38 EUR ist diese Batterie sogar unfassbar günstig. Atlan versichert sich noch, dass er die alte Batterie zum Entsorgen hierlassen kann und macht sich dann ans Werk die Batterie der SOL mittels des mitgebrachten Werkzeugs am Parkplatz auszutauschen. Das geht so rasch, dass wir uns bereits 1 Stunde nach Ankunft hier auf den Weg nach BODÖ machen können.
NARVIK ist ja wegen der „Schlacht um NARVIK“ im 2. WK tragisch in die Geschichtsbücher eingegangen. NORWEGEN hatte sich für neutral erklärt aber über den Hafen von NARVIK wurde das Eisenerz aus KIRUNA / SCHWEDEN nach DEUTSCHLAND verschifft, welches im 3. Reich ein wesentlicher Bestandteil der Eisenproduktion für die Rüstungsindustrie war. Als die Wehrmacht Wind davon bekam, dass GROSSBRITTANIEN beabsichtigte den Hafen zu besetzen, wollte man den Briten zuvorkommen. Das gelang zwar auch, doch die Planung für diesen Coup war aus Zeitmangel nur unzureichend. Das resultierte dann im Verlust aller von der deutschen Kriegsmarine entsandten 10 Zerstörer, dem Tod vieler Wehrmachtssoldaten und nach intensiven Gefechten auch im Verlust des eigentlichen Zieles, nämlich NARVIK. Das deutsche Expeditionscorps wurde so weit zurückgedrängt, dass es den Befehl erhielt, alle Ausrüstung zu zerstören, um sich in schwedische Kriegsgefangenschaft zu begeben. Das Kriegsglück wendete sich als die britischen Truppen bei DÜNKIRCHEN eingekesselt wurden und GB alle verfügbaren Kräfte brauchte, um unter Zurücklassung aller Ausrüstung in einem historisch einmaligen Vorgang binnen 3 Tagen ihre gesamte Armee auf die Insel in Sicherheit zu bringen. Dies gab aber den bereits vor der Kapitulation stehenden Deutschen die Möglichkeit, NARVIK wieder einzunehmen. Als Resultat all dieser Kämpfe hatten insbesonders die in diesem Gebiet ansässigen Mitglieder des Volkes der Samen noch Jahrzehnte lang mit Minen in ihren Stammesgebieten zu kämpfen.
Gegen 10:40 Uhr stoppen wir an einer ESSO-Tankstelle bei BALLANGEN für ca. 15 Minuten und tanken voll. Wir stoppen ganz generell an diesem Tag häufig. So bereits wieder um ca. 11:14 Uhr für 10 Minuten, um die großartige Umgebung auf Foto zu bannen. Ein weiterer Stopp ergibt sich, als wir die Fähre SKARBERGET – BOGNES nehmen müssen. NORWEGEN ist z.T. so schmal, dass es als einzige durchgehende Straße in den Norden des Landes nur die E6 gibt und selbst diese braucht die Fähre SKARBERGET – BOGNES, um über die Länge von ca. 8 km den TYSFJORDEN zu kreuzen. Aus der Wichtigkeit der Fähre ergibt sich auch, dass diese so oft fährt, dass man kaum Wartezeiten hat. So kommen wir um ca. 11:40 Uhr im Hafen von SKARBERGET an und können bereits gegen 12:10 Uhr in BOGNES weiterfahren.
Der Hinterreifen der SOL hat zwar mehr aus ausreichend Profil, aber er ist sehr kantig abgenutzt. Noch in WIEN überlegt sich Atlan ob er den Hinterreifen nicht proaktiv auswechseln sollte, aber einerseits wollte er einmal, als Vorbereitung für die Weltreise, in der Fremde einen Reifenwechsel organisieren, andererseits war noch so viel Profil da, dass er sogar die Chance sah, dass er u.U. sogar bis zurück nach WIEN mit demselben Reifen kommen würde. Daraus ergibt sich jetzt ein Problem: Die SOL ist mit Mara, Atlan, allem Gepäck und all den montierten Zusatzteilen hoffnungslos überladen. Zudem kommt noch, dass es auf der Fahrbahn leichte Spurrillen gibt, welche im Laufe der Zeit durch die unzähligen Reifen, welche da drübergefahren sind, entstanden. Im Winter muss klarerweise die Straße vom Schnee befreit werden, wodurch der leichte Hügel zwischen den Spurrillen konstant vom Schild des Schneeräumfahrzeuges berührt wird. Dadurch entstehen also genau dort, wo man als verantwortungsbewusster Motorradfahrer fährt, hunderte Kilometer lange Längsrillen. Kein Motorradfahrer mag Längsrillen. Alles zusammen:
- Die kantig abgefahrenen Reifen
- Die Überladung der SOL
- Die Spurrillen
- Die Längsrillen
…führten schließlich dazu, dass die SOL kaum noch fahrbar war. Atlan ist die ganze Zeit angestrengt damit beschäftigt dieses tanzende Bike auf unserer Straßenseite zu halten.

Gegen 13:00 Uhr bleiben wir an einer Ausweiche neben der E6 stehen, um uns kurz in die Büsche zu verdrücken, einen Schluck zu trinken und uns die Füße zu vertreten. Einen kurzen Hang hinunter ist das Ufer eines Sees. Atlan geht da hinunter und es ist wunderschön. Nur der Straßenlärm stört die Idylle. Jetzt hat er aber genug von diesem Hinterreifen – das Steuern der SOL ist ihm zu anstrengend – das macht keinen Spaß mehr. Er googelt also nach einer Reifenwerkstatt in BODØ.
Die erste, welche er von hier neben der Straße anruft, hat keine Motorradreifen, gibt ihm aber einen Tipp wer das in BODØ macht. Als er dort anruft, kann er sogar einen Werkstatttermin für den nächsten Tag gleich als erster um 09:00 Uhr organisieren. Atlan fragt noch nach, ob er das gleiche Modell haben könne, wie er jetzt draufhat: einen METZLER KAROO STREET, doch den führen sie nicht. Der Mann am anderen Ende der Leitung schlägt Atlan ein anderes Reifenmodell eines anderen Herstellers vor und meint noch, dass dieses dem METZLER sehr ähnlich wäre. Als er auch noch zu referieren beginnt, welche Vorteile dieses Reifenmodell hätte, unterbricht Atlan sofort und sagt: „Ok – I take it“. Beide müssen lachen. Das wäre also geregelt. Das war leichter als vermutet. Über die Kosten macht sich Atlan zu diesem Zeitpunkt keine Gedanken – das wird ihn am nächsten Tag noch einholen.

Gegen 14:40 Uhr bleiben wir nochmals für einen kurzen Fotostopp stehen und dann noch einmal in FAUSKE für eine WC + Kaffeepause für ca. 45 Minuten. Gegen 17:30 Uhr kommen wir vor dem Hotel in BODØ an. Mara geht wie immer hinein und macht das Zimmer klar, es ist im 6. Stock mit Blick auf den Hafen, und dann tragen wir alles Gepäck in unsere winzige Bleibe. Atlan parkt die SOL auf dem Parkplatz auf der gegenüberliegenden Seite der Straße. Wir sind 310 km gefahren und haben für heute genug. Der Parkplatz hat den Vorteil, dass wir unsere SOL direkt von unserem Fenster aus sehen können. Was wir auch sehen können, ist, dass gleich daneben am Kai ein Autofanatikertreffen stattfindet. Autotuner treffen sich, lassen sich bewundern und lassen die Motoren aufheulen. Es sind sogar ein paar wirklich schöne Modelle dabei.

Das müssen wir uns natürlich genauer ansehen, weshalb wir für einen Spaziergang hinunter gehen, uns unter die Bewunderer mischen und dann uns entlang des Kais auf der Suche nach einem Treffpunkt entfernen. Den Treffpunkt müssen wir wissen, denn Mara will unbedingt auf unserer Tour Elche sehen und hat einen Abendausflug mit Elchen als geführten Event gebucht.
Auf dem Rückweg kommen wir am Kai an einem Tapas-Restaurant vorbei (https://txaba.no) und gehen da gepflegt essen. Für Atlan wirklich praktisch: Mara hat ihn eingeladen 😊





