
Tag 16 – verlorene Schrauben und verregnete Wikinger
Manche fühlen den Regen, andere werden einfach nur nass.
unbekannte Quelle
Atlan schreibt
Im Gegensatz zu gestern sieht man heute am Himmel nur Wolken. Wir sind allein im Haus und genießen die Größe des uns zur Verfügung stehenden Platzes. Wir faulenzen, Mara schreibt ein wenig ihren Blog und ich kümmere mich um die SOL. Ich will die gestern erstandene Handyhalterung am Lenker der SOL montieren. Glücklicherweise habe ich alles nötige Werkzeug ja mit dabei und selbst wenn nicht, bräuchte ich ja nicht mehr als den Imbusschlüssel, der in der Verpackung der Handyhalterung enthalten ist. Als erstes demontiere ich jetzt einmal die alte Handyhalterung an der rechten Seite des Lenkers. Danach montiere ich die neue Halterung links. Als ich versuche das Handy in der wasserdichten Tasche einzuspannen sind die Backen der Halterung zu eng. Ich bin wohl heute nicht auf der Höhe meiner Leistungsfähigkeit, denn ich vergesse, dass wir das ja gestern beim Kauf der Halterung ausprobiert haben und gehe frustriert hinauf zu Mara, welche im Wohnzimmer ihren Blog schreibt. Sie erinnert mich daran, dass es da ja eine Schraube gibt, mit welcher man die Breite der Halterung verstellen kann. Vielleicht habe ich heute einfach noch nicht genug Schlaf bekommen oder zu wenig Kaffee getrunken, denn ich gehe nochmals zur SOL finde die besagte Schraube und drehe die Schraube so lange bis die Backen der Halterung weit genug auseinander sind. Dabei drehe ich diese Schraube so weit heraus, dass ich sie vollkommen loslöse, weshalb sie dann runterfällt und in den Tiefen des Motorrads auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Auch langes Suchen, schütteln usw. bringt nichts. Wieder gehe ich zu Mara hinauf und erzähle ihr von meinem Missgeschick. Ihre Reaktion ist zwar geduldig, aber ich kann sehen, dass jetzt auch sie etwas enttäuscht ist. Ergo gehe ich nochmals runter und versuche nochmals diese vermaledeite Schraube zu finden. Ich finde sie zwar nicht, aber dafür kommt der nette Besitzer des Hauses vorbei und fragt mich, was ich hier mache. Ich erzähle ihm die Geschichte wobei mir einfällt, dass ich ja eventuell ja einfach eine andere Schraube einsetzen könnte, wenn er eine passende hätte. Nett und hilfsbereit, wie er nun einmal ist nimmt er mich mit in seine Werkstatt – wow – sowas in der Größe und Ausstattung hätte ich auch gerne – und gibt mir eine ganze Schachtel voller Schrauben, wo ich mir die passende raussuchen soll. Ich finde sogar eine passende und die ist sogar aus Edelstahl. Also nochmals ans Werk, die Schraube eingesetzt und jetzt passt alles. Nur dass man ab sofort für ein Ändern der Einstellung einen Gabelschlüssel braucht. Ich kann allerdings sehen, dass die Halterung in Konflikt mit unserem großen Tankrucksack kommen könnte.
Es ist schon gegen 15:30 Uhr als wir uns endlich angezogen haben, um zu einer archäologischen Ausgrabungsstelle zu fahren, welche lt. Mara große Bedeutung hat. Mittlerweile hat es zu regnen angefangen. Nur 4 Km in Richtung LEKNES zweigt eine Straße den Hügel hinauf ab und verschwindet hinter dem Kamm. Man kann sehen, dass diese Straße eine enge Kehre hat und man erahnen, dass man von dort oben einen großartigen Rundumblick haben wird. Wir fahren ergo die paar hundert Meter hinauf, genießen die Spitzkehre und anschließend den weiten Blick in die Landschaft.
Danach fahren wir nach LEKNES hinein und Mara kann sich erinnern irgendwo am Ortsanfang eine Tankstelle gesehen zu haben. Wir fahren schon auf Reserve also ist unsere nächste Tätigkeit volltanken. Danach geht es weiter bis ins nur 12 km entfernte BORG. Dort wurde durch Zufall ein Wikinger-Langhaus gefunden. Der Bauer, dem das Grundstück gehörte, ackerte den Boden und fand ein paar seltsame Gegenstände. Die zeigte er einem Archäologen, der ob der Fundstücke hellauf begeistert war. Dort befand sich so um das Jahr 1000 ein großes Langhaus – der Sitz eines bedeutenden Wikingerhäuptlings. Später wurde nur wenige Meter von den Grundmauern dieses Langhauses ein Langhaus errichte, welches ungefähr so aussieht wie das von damals. Man kann hineingehen und die vielen Ausstellungstücke bzw. deren Bedeutung besichtigen. So ein Langhaus war ein langes Gebäude, in dem sich alles befand was wichtig war: Werkstätten, Ställe, Festhalle, Vorratsräume, Schlafstätten usw.. Viel Privatsphäre hatten die Leute damals nicht. Mir sind nicht viele Dinge im Gedächtnis geblieben, aber folgendes fand ich doch schon erstaunlich: Zu Ehren der Götter und um seine Position als Häuptling festigen zu können musste der Häuptling mindestens zweimal im Jahr ein Festessen mit Trinkgelage für die Gemeinschaft ausrichten. Dafür wurde extra Gerste zum Bierbrauen angebaut. Mit anderen Worten: Der Häuptling war verpflichtet mindestens zweimal im Jahr für ein Besäufnis zu sorgen. Außerdem scheint er der einzige gewesen zu sein, der sowas wie ein ordentliches Bett hatte.
Es gibt auch einen eigenen Museumsbau mit großer, informativer Ausstellung. Am Ende bin ich schon müde und erschöpft, denn ich habe die Motorradjacke und die Regenjacke an und schwitze im inneren der Gebäude fürchterlich. Draußen andererseits regnet es mittlerweile in Strömen und es gibt keine Sitzgelegenheit. Außerdem habe ich heute von viel zu wenig getrunken. Im Museumsgebäude befindet sich auch ein Souveniershop und eine Restauration, wo wir uns einen Kaffee gönnen.

Danach fahren wir wieder zurück und kommen gegen 19:00 Uhr wieder in MORTSUND an. Unsere Sachen sind so triefend nass, dass wir sie gar nicht ins Stockwerk oberhalb hinauftragen wollen sondern sie direkt neben der Eingangstüre aufhängen und ausbreiten. Außerdem bereiten wir unsere Abreise für morgen vor.
Mara schreibt
Am dritten Tag unseres Aufenthaltes regnet es und wir besuchen das Vikingermuseum in BORG. Das Fürstenhaus wurde rekonstruiert und bietet einen imposanten Eindruck vom Leben am Hofe des Wikingerfürsten Olaf Tvennumbrunni. Er war der letzte seines Geschlechtes in einer 400jährigen Ahnenreihe an diesem Ort. Da er sich dem neuen König nicht unterordnen wollte, wanderte er mit seinem Gefolge nach ISLAND aus.



