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Tag 11 – von der FINNMARK nach TROMSØ

 Das Schönste, was es gibt, ist die Welt. Komm uns sieh sie dir an.

Kurt Tucholsky

Atlan schreibt

Da die Abfahrtszeiten der Fähren genau festgelegt sind, müssen wir zusehen, dass wir heute früh rauskommen, um rechtzeitig in OLDERDALEN im Hafen zu sein. Zum ersten Mal müssen wir uns der Herausforderung stellen, das Zelt auch wieder korrekt zusammen zu falten. Wir sind dabei so gut unterwegs, dass wir so früh ankommen, dass wir gerade noch die Fähre wegfahren sehen, welche im Pendelverkehr einen Termin früher abdampft. Macht nix. Wir hatten heute noch keinen Vormittagskaffee und den genießen wir in einer kleinen Bretterbude im winzigen Hafen.

Es ist für hiesige Verhältnisse mit 30 Grad kochend heiß. Zuhause haben wir jede Menge Kleidung für niedrige Temperaturen eingepackt aber jetzt vermissen wir unsere Badesachen. Ich trinke in Ruhe meinen Kaffee als irgend so ein fliegender, lästiger Plagegeist mich als Landeplatz auserkoren hat. Mit einer beiläufigen Bewegung versuche ich die vermutete Fliege zu verscheuchen. Es ist aber eine äußerst aggressive Wespe, die mich sofort in den linken Unterarm sticht. Mit einer Reflexbewegung erschlage ich die Wespe, wodurch auch noch das letzte Quäntchen Gift in meinen Arm gepumpt wird. Das Jucken und Brennen werden mich noch mehrere Tage begleiten. Als die Fähre ankommt, exerziert der Lademeister eine Art Tetris im 5XL-Format und schlichtet alle Fahrzeuge dicht auf dicht. Als einer der letzten Fahrzeuge kommen wir an Bord, denn für ein Motorrad findet sich immer ein Platz.

Die Überfahrt der Fähre nach LYNGSEIDET ist so ruhig, dass die SOL nicht mal festgezurrt werden muss. Das Panorama, welches sich bietet, sieht aus wie am VIERWALDSTÄTTER-SEE in der SCHWEIZ. Von LYNGSEIDET gehts dann durch malerische Täler nach SVENSBY, wo wir mit einer zweiten Fähre nach BREIVIKEIDET übersetzen. Genauso genussvoll gehts dann weiter Richtung TROMSØ. In TROMSØ ist die TROMSØBRUA – die berühmte Brücke in TROMSØ leider wegen Instandhaltungsarbeiten gesperrt. Der Tunnel ist leider auch gesperrt, sodass wir unser Navi ignorieren müssen, welches uns immer wieder in die falsche Richtung locken will. Angekommen im Hotel macht Mara das Zimmer klar und einen Parkplatz in der Tiefgarage, während ich draußen auf der SOL sitzend warte. Als alles klargemacht ist, soll ich in die Tiefgarage hinunterfahren – und die SOL springt nicht an. Also lasse ich sie die Rampe hinunterrollen, parke sie und versuche dann nochmals zu starten. Der Motor startet augenblicklich ohne Zögern – Zicke! Nachdem wir uns frisch gemacht haben und alles ausgepackt haben schlendern wir noch ein wenig durch TROMSØ und gehen dann in ein Restaurant essen. Ich genieße zum ersten Mal in meinem Leben Stockfisch – herrlich.

Mara schreibt

Atlan weckt mich lang bevor der Wecker ertönt: Die Morgensonne beleuchtet den LANGFJORD und die Luft ist erfüllt vom Geschrei der Möwen. 🌅

Nach diesem Intermezzo finden wir nochmal Schlaf, bis die Morgensonne unbarmherzig das Zelt soweit erhitzt hat, dass der Verbleib im Daunenschlafsack eine ungemütliche – weil schweißtreibende Angelegenheit ist. Der Fahrrad-Nachbar hat bereits seinen Zeltplatz geräumt, wir treffen ihn noch kurz beim Frühstück und wünschen uns gegenseitig eine gute Weiterreise. Auch der Zelt-am-Autodach-Nachbar ist kurz vor dem Fertigwerden. Flüsternd wünschen wir einander eine gute Weiterreise.

Das neue Zelt hat seine Einweihung bestanden. Es war gestern schnell aufgebaut und lässt sich heute gut abbauen und zusammenlegen. Noch werden etliche Handgriffe erstmalig verrichtet, doch meine jahrzehntelange Campingerfahrung leistet gute Dienste bei der Festlegung neuer Routinen.

Frisch geduscht fahren wir los. Wir sind perfekt im Zeitplan, sogar etwas früher als geplant. Zwei Fähren wollen wir auf dem Weg nach TROMSØ benützen. Die erste legt um 12:30 Uhr in OLDERDALEN ab. Sie bringt uns nach LYNGSEIDET, wo wir quer über die Insel nach SVSNSBY fahren, um dort die Fähre nach BREIVIKEIDET zu erreichen. Wir haben noch keine Erfahrung mit den norwegischen Fähren. Google hat bei meiner gestrigen Recherche einen Fahrplan aus dem Jahr 2023 für die beiden Fähren ausgegeben samt Hinweis, dass man dafür am besten das Bezahlsystem „autoPASS“ verwendet, weil man Geld damit spart. Ungünstigerweise müssen Motorradfahrer eine Plastikkarte dazu mitführen. Diese wird nach der Registrierung mit der Post zugestellt. Tja, das wäre sinnvoll in der Vorbereitungsphase erledigt worden. Zur Auswahl stehen nun noch zwei Systeme, von denen FerryPay mir am sinnvollsten erschien. Seit gestern besitze ich daher einen FerryPay-Account, sodass die Gebühr für die Fähre automatisch von meiner Kreditkarte abgebucht wird. Ich lerne, dass ein Motorrad immer in die Preisstufe 1 eingestuft wird und dass die Personen im Fährpreis für das Fahrzeug inkludiert sind.

Vom LANGFJORD geht es landeinwärts weiter zum OKSFJORD und von Fjord zu Fjord weiter bis zum LYNGENFJORD. Die Fahrt entlang dieser Fjorde ist ganz besonders schön wegen der schneebedeckten Felsen der LYNGENALPEN. Erst sind sie in der Ferne zu sehen, dann rücken sie immer näher.

der Schnee der Berge schimmert im metalligfarbenen Blau des Meeres

Trotz Pausen und Fotostopp sind wir lang vor der Zeit am Fährpier von OLDERDALEN, sodass die SOL den Beginn der Warteschlange bildet. Beim Kiosk gönnen wir uns einen Kaffee und später in der Warteschlange spricht uns eine Tirolerin an. Sie und ihre Freundin sind nach ROVANIEMI geflogen und seither mit einem finnischen Mietwagen unterwegs. Der Plausch wird auf der Fähre fortgesetzt und auch auf dem nächsten Schiff treffen wir die beiden.

SOL auf der Fähre von SVENSBY nach BREIVIKEIDET – Route 91 nach TROMSØ

Route 91 nach TROMSØ

Das Navi möchte uns über die gesperrte Brücke hinüber auf die Insel TROMSØ leiten. Wir berücksichtigen jedoch die Verkehrszeichen und so führt der Weg auf die Insel durch einen Tunnel.

Vor dem Hotel machen wir Halt. Ich checke ein und bin erleichtert, dass ich bei der Buchung bereits einen Parkplatz reserviert hatte. Denn Parkplätze sind heiß begehrtes Gut hier in dieser Inselstadt. Die Rezeptionistin will Atlan auf den Parkplatz einweisen, doch SOL verweigert es zu starten. Ich lasse mich instruieren und nehme die Schlüsselkarten für das Zimmer entgegen. Derweilen lässt Atlan SOL in die Garage runterrollen. Über das Starten denken wir später nach…

Es gelingt uns, das Zimmer für eine weitere Nacht zu bekommen und wir richten uns häuslich ein. Der Versuch eine Flasche Wein zu ergattern scheitert kläglich an den Alkoholverkaufsbestimmungen: Nur ganz besonders für den Weinverkauf zertifizierte Geschäfte dürfen Wein verkaufen. Und auch nur bis 18 Uhr, dafür ist es heute bereits zu spät. Wir kaufen also für das morgige Frühstück ein, denn unser Zimmer ist mit einer Küchenzeile ausgestattet. Ham & Eggs lass ich mir morgen schmecken und für Atlan gibt es was Süßes zum Kaffee 🍳🍩☕️☕️

Heute gibt es Abendessen im Restaurant. Fisch steht auf dem Programm. Im „Walter & Leonard“ gönnen wir uns eine Vorspeise mit Stockfisch-Kroketten. Als Hauptspeise gibt es für Atlan Stockfisch und für mich Fischsuppe. Und dazu trinken wir: Wein 😄

Die Aussicht auf die umgebenden Berge während der Überfahrt von SVENSBY nach BREIVIKEIDET ist einfach phänomenal

Fähre OLDERDALEN nach LYNGSEIDET (unsere erste Fähre – viele werden noch kommen): Perfektes Motorradwetter und angenehme Temperaturen in wunderschöner Landschaft lassen uns vor Glück strahlen.

unsere Tagesetappe

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