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Tag 8 – NORDKAP wir kommen

Es gibt nur zwei Weisen die Welt zu betrachten: Entweder man glaubt, dass nichts auf der Welt ein Wunder sei, oder aber, dass es nichts als Wunder gibt.

Albert Einstein

Atlan schreibt

In der Nacht war es so heiß im Zimmer, dass die Bettlaken am Morgen pitschnass sind. Wir gönnen uns ein Frühstück und können zusehen, wie beinahe alle Biker sich auf den Weg machen. Einer davon ist etwas verzweifelt, weil sein Bike Öl verliert. Ich rate ihm in der Zentrale von BMW in München anzurufen, um die nächste autorisierte BMW-Werkstatt zu erfahren. Die können dort auch gleich einen Termin ausmachen. Wir lassen uns Zeit, besuchen zunächst den von einer Samenfamilie geführten Souveniershop und füllen dann unseren Tank wieder voll.

Es gibt im Ort ein Samen-Museum welches diese ethnische Gruppe, ihre Kultur und Traditionen sowie die Landschaft beschreibt, in der sie leben.

Es wird wieder 12:00 Uhr bis wir endlich losfahren. Es hat wieder 22 Grad und die Sonne scheint. Heute wollen wir bis in 350 km entfernte HONNINGSVÅG kommen, das ist knapp vor dem NORDKAP. Die Gegend wird immer einsamer und auch der Wald verändert sich. Je weiter wir nach Norden kommen, umso mehr Birken wachsen dort und umso kleiner werden die Bäume.

Wir überqueren die Grenze nach NORWEGEN und müssen wieder auf mitteleuropäische Zeit umstellen. Es hat zwar konstant 20 bis 22 Grad Lufttemperatur aber mit der Zeit kühlt man beim Fahren dann doch aus. Wir bleiben also an einer Ausweiche stehen und ziehen uns unter den verwunderten Augen anderer das warme Thermofutter unter die Kombi an. Kuschelig warm gehts dann weiter. Zumindest solange wir fahren. Wenn wir stehen bleiben, tragen wir unsere persönliche 1-Mann Sauna mit uns herum. Die anderen sind Norweger in Sandalen, kurzer Hose und T-Shirt, für die gerade eine Hitzewelle herrscht. Kein Wunder, dass man so wenige Norweger am Mittelmeer sieht.

Die Kilometer und die Zeit verrinnen zäh. Als wir an LAKSLEV vorbeikommen, wollen wir einen Kaffee trinken, aber wie immer führt die Straße weit am Ort vorbei und nichts wird es aus dem Kaffee. Dafür kommen wir an ein Gewässer, von dem wir annehmen, es sei wieder einmal ein großer See aber ein Blick auf die Karte verrät, dass dies der PORSANGERFJORD ist. Wir sind am Polarmeer angekommen. Mara lässt es sich nicht nehmen die Schuhe auszuziehen um sich das Wasser um die Zehen spülen zu lassen.

Wir treffen einen jungen SCHWEDEN und unterhalten uns etwas. Er gratuliert uns zu unserer Reiseroute da er weiß wie langweilig die Wälder in FINNLAND und SCHWEDEN sind. Er selbst hat nur 2 Wochen Urlaub und ist knapp bei Kasse, weshalb er in seinem Auto schläft. Er meint er würde im Auto besser schlafen als zuhause im Bett.

den PORSJANGERFJORD entlang
Achtung: entspannte Rentiere ahoi

Ab jetzt wird uns der arktische Ozean begleiten. Die Straßen hier in NORWEGEN sind schlechter als die in FINNLAND und viel kurviger da es ja der Küstenlinie entlang geht. Hin und wieder kommen uns Pakete von Autos, Motorrädern und Bussen entgegen. Ansonsten sind wir allein auf der Straße. Irgendwann, ich bin schon ziemlich müde, fahren wir eine langgezogene Kurve, welche in einem Tunnel mündet – wir sind am NORDKAP-Tunnel angekommen und fast da. Hier stellt sich auch heraus warum die Fahrzeuge, welche uns entgegengekommen sind, immer paketweise auftraten: Im Tunnel finden Wartungsarbeiten statt, weshalb es eine Gegenverkehrsregelung gibt. Wir haben Glück, denn wir sind beinahe die letzten des aktuellen Pakets und können sofort in den Tunnel hinein. Der geht zunächst mit 9% Gefälle geradeaus hinunter, um dann genauso mit 9% Steigung wieder hinaufzuführen. Dabei wird das Festland mit der Insel MAGERØYA verbunden auf der sich das NORDKAP befindet. Bemerkenswerterweise gibt es auf dieser Strecke Fahrradwanderer mit viel Gepäck auf ihrem Drahtesel. Wie die das durch diesen Tunnel schaffen, ist mit schleierhaft, denn es sind ja 9% Steigung über mehr als 3 km bei nur 11 Grad Außentemperatur.

Fahrradwanderer – die Ausdauer ist bewundernswert

Kurz danach fahren wir in HONNINGSVÅG ein und wundern uns zunächst über das Gebäude, vor dem wir stehen. Es gibt keine Aufschrift und alles wirkt etwas baufällig. Das Äußere täuscht allerdings. Die Zimmer sind geräumig und durchaus brauchbar. Es gibt eine frei benutzbare Gemeinschaftsküche und sogar eine gratis benutzbare Waschmaschine und Trockner.

Das Gebäude hat 2 Stockwerke und unser Zimmer ist im 2. Stock – und es gibt klarerweise keinen Aufzug. Es gibt keine Rezeption und der Schlüssel hängt an einem Board neben einem Whiteboard auf dem Namen mit Zimmernummern stehen – Selbstbedienung und bezahlt haben wir ja schon via Kreditkarte auf booking.com. Als wir alles in unser Zimmer geschafft haben, belegen wir zunächst einmal die Waschmaschine, denn wir haben heute die letzte Garnitur saubere Wäsche an. Sogar das Waschmittel ist gratis.

Die Umgebung ist einzigartig: Es ist beinahe wolkenlos bei 22 Grad. Es ist so windstill, dass das Meer absolut flach ist und die Berge ringsum spiegeln sich im Wasser. Vor dem Hotel grasen friedlich Rentiere. Auf der Fahrt hierher haben wir eine Menge davon gesehen. Die sind gefährlich, weil ziemlich dumm. Auf der Straße lassen sie sich kaum von Autos oder Motorräder stören und selbst wenn sie bemerken, dass sie da verschwinden sollen, flüchten sie auf der Straße, weil da kann man ja viel besser laufen 😊. Man muss also beinahe bis zum Stillstand abbremsen und warten bis diese Viecher Platz machen.

Mara schreibt

Knapp 350 km Tagesreise liegen heute vor uns. Zuvor jedoch will Atlan noch in den Souvenirshop auf der Suche nach Patches. Mich zieht das Samische Museum in seinen Bann. Vor dessen Eingang grast ein Rentier. Mittlerweile begegnen diese Tiere uns nun nahezu überall.

Es ist Mittag, als wir INARI verlassen. Eine kurvige Straße führt entlang tiefblauer Seen bis der Wegweiser „Nordkap 344 km“ uns zum Abzweigen veranlasst. Die Straße führt nun nahezu schnurgerade durch endlose Wälder bis nach NORWEGEN. Auf einem Rastplatz bestücken wir Motorradhose und -jacke mit Thermofutter – bei strahlendem Sonnenschein zur Verwunderung der kurzbehosten Auto-Reisenden. 🙃 Eine kluge Entscheidung, wie sich bald herausstellen wird.

Für eine Kaffeepause schaut die Tankstelle bei LAKSELEV nicht einladend genug aus und schon bald sind wir außen um die Stadt herumgefahren, ohne einen Kaffee getrunken zu haben. Ein Parkplatz am Wasser schaut einladend aus. Wir denken, es ist ein weiterer dieser schönen großen Seen. Nach einem Blick auf die Landkarte wissen wir, dass wir am PORSANGERFJORD angekommen sind. An dessen Küste entlang führt unsere Reise weiter bis knapp vor das NORDKAP.

Es ist sommerlich warm und das Meer liegt einladend vor uns. Also flugs Die Motorradstiefel und -hose abgelegt, raus aus den Socken, die Leggjng hochgekrempelt und rein in das Wasser. Mit Sicherheit mein nördlichstes Strandvergnügen 😀

Die Straße ist nun abwechslungsreicher, wir fahren den ganzen Fjord entlang immer weiter nach Norden. Bald verkündet der Wegweiser weniger als 100 km bis zum NORDKAP und entsprechend 30 km weniger bis zu unserem Quartier für die beiden nächsten Tage in HONNINGSVÅG.

HONNINGSVÅG, das von der Abendsonne in goldenes Licht getaucht ist. Im Hafen liegt ein Kreuzfahrtschiff, dessen Gäste mit Bussen zum Nordkap gebracht werden.

Ein 6850 m langer Tunnel durch das Meer führt auf die Insel MAGERØYA, auf dessen Felskante das begehrte Reiseziel vieler Menschen liegt. Wir beziehen unser komfortables Zimmer im „Sleep In“ mit Blick auf den Hafen.

Rentiere grasen friedlich und ohne Scheu direkt vor dem Eingang zum Hotel des „Sleep In“
Samische Trommel
Blick auf den Hafen HONNINGSVAG

unsere Tagesetour

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