
Tag 32 – Ankunft in Wien – Ende des Abenteuers
Schilderung Atlan
Draußen im Flur höre ich im Halbschlaf ein Rumoren. Mehr im Schlaf als im Wachzustand bekomme ich mit, dass uns das Frühstück serviert wurde. Ich bin erstmal ziemlich desorientiert und versuche mich irgendwie zu organisieren. Also rein in die Klamotten, runter zu Mara und Frühstück genießen. Wie prophezeit: Ein Stück der Bestellung ist nicht korrekt: Ich bekomme statt einer Portion Kräuterfrischkäse, ungewürzten Frischkäse – egal.

Der Himmel ist heiter und verspricht angenehme Temperaturen. Pünktlich um 07:04 Uhr kommen wir am Hauptbahnhof an und ein paar Minuten später stehen wir am Autoverladeterminal und warten auf die Ankunft unseres Fahrzeuges. Als die Waggons kommen, geht alles sehr schnell: Alle, ÖBB-Mitarbeiter und alle Biker, helfen zusammen und binden die Bikes los. Schon nach 2 – 3 Minuten fahren die ersten Motorräder weg. Es vergeht kaum eine viertel Stunde und schon ist der Bahnsteig wieder weitgehend leer. Wir müssen erstmal all unsere Habseligkeiten korrekt verstauen, jetzt auch angereichert um Handtücher, Mineralwasser, Patschen und sonstiges aus dem Schlafwagen (war im Preis inbegriffen).
Die Fahrt zu Maras Wohnung auf den leeren Straßen ist nur kurz. Wir laden in der Tiefgarage alles ab wo etwas drin ist, was ihr gehört, und schleppen es in ihre Wohnung.

Danach fahre ich zu meiner Wohnung. Ich bin tieftraurig. Etwas Wundervolles geht zu Ende und das mag ich gar nicht. Abgesehen von ein paar kleineren Reparaturen und einer Mütze voll Schlaf hätte ich sofort weiterfahren können. Ja genau das ist es, was ich will: Weiterfahren. Das Abenteuer soll weitergehen – immer weiter – bis ans Ende der Welt und noch weiter.
Zuhause lade ich all meine Sachen ab und deponiere einen bemerkenswert hohen Hügel an Zeug im Wohnzimmer. Dann raus aus den Klamotten und dann überkommt mich eine überwältigende Erschöpfung. Ich falle zum ersten Mal nach mehr als einem Monat in mein Bett und schlafe sofort ein. Als ich aufwache, wirkt alles irgendwie nicht mehr so vertraut wie früher. Ganz langsam beginne ich mich durch den Berg an Utensilien zu graben. Selbst eine Woche später bin ich damit noch nicht fertig.
Wieder einmal, wie jedes Mal nach so einer Reise, umfängt mich tiefe Wehmut: Waldbrand an der DUNE DE PILAT, CANAL DU MIDI, die ASSIETTA, MATTERHORN – ein Monat und 5504 km wie im Flug – wo ist die Zeit nur geblieben? War ich nicht gestern erst in FLORENZ und wartete auf den Anschlussflug nach BORDEAUX?
Das nächste Mal geht’s in den Norden ans Nordkap. Da ist es nicht so heiß.
