
Tag 31 – Abschied von den Bergen – ab nach ÖSTERREICH
Schilderung Atlan
Obwohl wir deJuro morgen auch noch auf Urlaub sind, endet unsere fantastische Tour realistisch gesehen heute an der Autoverladestelle in FELDKIRCH. Das ist uns bewusst also werden wir ohne Eile am heutigen Morgen zum Frühstück gehen. Danach hole ich die SOL und parke sie vor dem Hotel auf der anderen Straßenseite und zusammen mit Mara beladen wir sie mit einem Gepäckstück nach dem anderen. Es ist noch nicht viel Verkehr auf der Straße, als wir die 22 Km hinauf zum SUSTENPASS fahren. Es ist eine schweigsame Fahrt und das Gespräch via Helmfunk will nicht so recht in Gang kommen. Auf der Passhöhe bleiben wir nicht stehen und fahren sofort durch den Tunnel und Richtung WASSEN ab. Wieder einmal haben wir bei fast wolkenlosem Himmel eine fantastische Sicht ins Tal. Auf dem Weg hinunter können wir die Reste des alten Saumpfades erkennen, der heute nur noch von Wanderern und Mountainbikern benutzt wird. In WASSEN könnten wir jetzt auf die Autobahn auffahren aber wir bevorzugen die Bundesstraße und können dabei sehen wie auf der Autobahn in Richtung Süden viele Kilometer lang die Autos im Stau stehen. Ich bin diese Strecke schon einigem Male gefahren und weiß deshalb genau, wohin ich mich wenden soll. Trotzdem haben wir das Navi programmiert. In ALTDORF biegen wir Richtung KLAUSENPASS ab aber jene Konditorei/Bäckerei, wo ich normalerweise immer Pause mache, hat heute geschlossen. Also fahren wir weiter und beschließen irgendwo am KLAUSENPASS unseren Vormittagskaffee zu genießen. Die Auffahrt zum Pass ist etwas nervig, weil wir immer wieder Autofahrer vor uns haben, welche offensichtlich nicht einschätzen können, wie breit ihr Fahrzeug ist. Als ich einen dieser Trödler bergauf überholen will, weicht dieser übermäßig einem Radfahrer aus und drängt und beinahe in den Abgrund. Routiniert bremse ich ab, hupe den Typen aber dann kräftig ins Gehör. Mara meint noch, ich solle mich nicht ärgern, denn das würde dem Mann egal sein. Ich aber erwidere, dass der es ruhig merken soll, dass jemand wütend ist auf ihn. Eventuell lernt er ja was daraus. Ein paar hundert Meter beschleunigt der Autofahrer dann tatsächlich auf ca. 40 bis 50 km/h, was eigentlich immer noch zu wenig ist, wird dann aber wieder langsamer und wir können ihn dann endlich überholen. Die Straße hinauf zum KLAUSENPASS ist selbst heute, nachdem sie offensichtlich ausgebaut und ein wenig verbreitert wurde, immer noch sehr eng. Womit wir aber sicherlich nicht gerechnet hätten, war, dass wir an einer engen, unübersichtlichen Stelle plötzlich 3 Großraumreisebussen begegnen, die sich mühsam da den Berg hinunterquälen. Es gibt einige Stellen wo es sich lohnen würde für ein paar Fotos stehen zu bleiben, z.B. um den spektakulären STÄUBIFALL zu fotografieren aber wir wollen jetzt erstmal einen Kaffee haben und mit dem Flugzeugträger ordentlich zu parken ist ja auch ziemlich mühsam.
Wir bleiben deshalb auch erst auf der Passhöhe stehen und konsumieren unseren Vormittagskaffee an einem Selbstbedienungskaffeehaus. Uns ist bewusst, dass dies der letzte Pass unseres Urlaubs sein wird. Irgendwie bin ich aber auch ein wenig froh darüber und freue mich auf mein Bett zuhause, denn ich fühlte mich praktisch während des gesamten Urlaubs immer ein wenig erschöpft. Selbst an den Pausentagen haben sind wir weite Touren gefahren. In GLARUS bleiben wir kurz stehen und machen uns die Reißverschlüsse unserer Jacken auf, denn wir verlassen jetzt die Berge und es ist herunten im Tal heiß und schwül. Danach geht es auf die Autobahn und mit Tempo 90 km/h tuckern wir Richtung ÖSTERREICH. LICHTENSTEIN und die Möglichkeit jetzt doch einmal den MALBUN zu besuchen, lassen wir aus. Geleitet vom Navi erreichen wir schließlich den Bahnhof von FELDKIRCH. Dort kann man seit letztem Jahr nicht mehr vor dem Bahnhofsgebäude parken und so müssen wir unsere treue SOL in einer Sackgasse abstellen, um in einem Bahnhofsrestaurant etwas zu essen. Franz. Wurst, Käse, Brot und Wein schmecken zwar exzellent aber nach einem Monat haben wir uns daran abgegessen und wollen jetzt mal einen anderen Geschmack auf der Zunge haben.
Wir müssten jetzt mind. 5 Stunden hier tatenlos herumsitzen, um auf das Verladen des Motorrads zu warten. Da habe ich eine bessere Idee: Zunächst müssen wir erstmal tanken und dann fahren wir ein wenig im VORARLBERG herum und erklimmen noch ein paar weitere Pässe. Wir konfigurieren das Navi so, dass wir Autobahnen von der Kalkulation ausgeschlossen sind, landen aber dann doch auf der Arlberg-Schnellstraße, weil es hinauf auf den ARLBERG hinauf gar keine Autobahn gibt. Die Straßen rund um den ARLBERG haben sich im Laufe der Jahrzehnte erheblich geändert. Ich kann mich noch an die legendäre, steile, enge Bundesstraße erinnern, die ich selbst als junger Mann gefahren bin. Heute sind alle kritischen Stellen schwerlastverkehroptimiert und langweilig ausgebaut. Wir überqueren den ARLBERG, drehen dann um und fahren hoch zum FLEXENPASS, wobei wir die sehenswerte Lawinenverbauung zwischen LECH und ZÜRS durchfahren. Danach bleiben wir in LECH stehen und orientieren uns erstmal. Wir beschließen über den HOCHTANNBERG und das FURKAJOCH zurück nach FELDKIRCH zu fahren wo. Dort ist endgültig Schluss für heute. Wir stellen unsere brave SOL ab, holen alles, was nötig ist aus dem Gepäck heraus und warten dann, bis die Verladung der Motorräder beginnt. Wir kommen dabei mit einem Ehepaar ins Gespräch, welches ebenfalls gerade seinen Motorradurlaub beendet und zurück nach WIEN fährt. Er ist ein pensionierter Lehrer aus KLOSTERNEUBURG und hat im Jahr 2003 binnen 8 Wochen zusammen mit seinem Sohn auf einem Tandem das NORDKAP erreicht. Eine bemerkenswerte Leistung.
Eine unserer Idee vor Antritt der Reise war, dass wir auf diversen Pässen eine kleine Flasche Sekt öffnen und anstoßen. Das hat sich dann aber aus naheliegenden Gründen erübrigt und von den 3 ursprünglich mitgenommenen Flaschen war immer noch eine übrig. Obwohl der Sekt warm ist, stoßen wir auf die wunderbare Reise an, welche wir gerade beenden.
Dann sehe ich, dass die OEBB-Bediensteten schon dabei sind alle Formalitäten abzuarbeiten, welche vor dem Verladen nötig sind. Ich stelle mich ergo mit der SOL ebenfalls dazu und werde als einer der Ersten abgefertigt. Eventuell wegen des Sekts und meiner Müdigkeit verschätze ich mich aber im Winkel, mit dem ich die Verladerampe anfahren muss, biege zu früh ein und krache mit dem Helm an einen Stahlträger. Bums – ich falle wie ein Stein mit der SOL um. Mir ist nichts passiert und ich kann auch auf der SOL keinen offensichtlichen Schaden erkennen. Alle anwesenden Motorradfahrer eilen sofort herbei, um mir beim Aufstellen des Bikes zu helfen. Mein Stolz ist wieder einmal angekratzt und ich ärgere mich enorm über mich selbst, denn ich habe dieses Manöver schon sehr oft ohne Probleme bewältigt. Ich hätte es besser gewusst und besser machen können. Es tröstet mich auch nicht, dass dem nachfolgenden Biker das gleiche passiert.

Als die SOL festgebunden ist, packen wir all unsere Sachen und gehen vor zum Bahnhof und warten auf den Zug. Ich muss nochmal raschen Fußes zurück, denn ich habe mein Handy in der Aufhängung des Tankrucksacks eingeklemmt und dann vergessen mitzunehmen. Als die Waggons mit den Fahrzeugen auf einem Parallelgeleis abgestellt werden sehen wir, dass bei einer HARLEY und bei 2 Autos die Alarmanlage nicht abgedreht wurde, die jetzt heftig protestiert. Amüsiert können wir sehen, wie der HARLEY-Besitzer hektisch mit seinem Handy im Internet nach der Bedienungsanleitung sucht in dem steht, wie man das Ding abdreht. Es will es dann „gleich“ abdrehen. Ich weiß aber, dass er bis WIEN dazu keine Gelegenheit mehr haben wird. Habe ich es richtig verstanden, dass ihm das gleiche schon bei der Anreise passiert ist?
HowEver: Der Zug kommt pünktlich, wir finden rasch unsere Schlafwagenabteile, wo die Betten schon heruntergeklappt sind, und richten uns da so gut es geht ein. Mara schläft unten, ich oben und ich verstaue auch alles Gepäck und Motorradklamotten so, dass sie nicht im Weg sind. Man bekommt eine ganze Reihe nützlicher Dinge mit dem Schlafwagen mitgeliefert: Augenbinden, Ohrstöpsel, Patschen, Handtücher und auch ein paar Knabbereien und eine kleine Flasche Sekt. Auch diese beiden Flaschen leeren wir, füllen die Formulare/Bestellungen fürs morgige Frühstück aus (das hat am nächsten Tag noch nie vollständig geklappt) und essen dann noch eine Portion Gulaschsuppe mit Schwarzbrot aus der Zugküche. Obwohl mir die viel zu süß ist, genieße ich den Geschmack. Wir haben kaum den ARLBERG hinter uns gebracht, da verziehen wir uns schon in unsere Betten und schlafen ein.

