Tag 26 – der MONT BLANC begrüßt uns
Schilderung Atlan
Das heutige Tagesziel ist nach dem Pässemarathon von gestern nicht weit entfernt: ST.GERVAIS LES BAINES. Zuerst gehen wir Frühstücken und müssen einige weitere Regeln akzeptieren: Wir können uns den Tisch, an welchem wir frühstücken, nicht aussuchen, sondern bekommen, so wie auch gestern, einen Tisch zugewiesen. Des Weiteren gibt es keine freie Entnahme von Brot, sondern ein spärlich gefülltes Brotkörberl. Ich bin mir sicher, wenn wir gefragt hätten, hätten wir mehr Brot bekommen, aber wer tut das schon? Auch eine Methode den Ressourcenverbrauch am Frühstückstisch zu minimieren. Hier will ich nicht mehr nächtigen.
Dann wird wieder alles Gepäck über die verwinkelten Korridore runtergeschleppt und aufs Bike geladen. Wir fahren aber nicht direkt nach ST. GERVAIS, sondern fahren teilweise die Strecke zurück bis SAINT JEAN DE SIXT und überqueren dann den COL COLOMBIERE. Auf der Passhöhe ist dermaßen viel los, dass hunderte Meter vor der Passhöhe schon alle Parkplätze besetzt sind. Ergo versuchen wir nicht mal anzuhalten, sondern fahren runter nach LE REPOSOIR und zweigen dort auf die TOUR DU BARY ab. Obwohl dies nicht die offizielle Auffahrt zum Pass ist, ist es ein offizieller Teil der RGA. Besonders das letzte Straßenstück nahe CLUSES bietet spektakuläre Aussichten. Jetzt wollen wir aber wirklich unseren Vormittagskaffee haben und nach einigem Herumgefahre parken wir uns am Hauptplatz von CLUSES ein und trinken dort unseren Kaffee.
Danach geht es auf der Bundesstraße weiter Richtung ST. GERVAIS. Das Navi leitet uns gegen Ende der Strecke über eine steile Nebenstraße, welche auf eine Hauptstraße einmündet. Diese Kreuzung ist aber derart steil, dass ich Zweifel habe, ob wir wieder wegkommen, wenn ich sicherheitshalber stehen bleibe. So bleibt mir nix anderes übrig als forsch aber gleichzeitig so vorsichtig es geht auf die Hauptstraße einzubiegen und dabei zu hoffen, dass kein Auto kommt und wir einen Unfall haben. Diesen Weg werden wir in den nächsten Tagen noch mehrfach vermeiden.
Wir kommen viel zu früh zu unserer Unterkunft. Ich bin etwas skeptisch, als ich sehe, dass das Glas der Eingangstüre kaputt ist und offenbar durch eine aufgenagelte Pressspanplatte behelfsmäßig ersetzt wurde. Mara hat die Idee weiter der Straße zu folgen und am Talgrund / Ende der Straße zu picknicken. Leider hat sich die Situation seit Mara das letzte Mal hier war etwas geändert und wir können unsere Absicht nicht realisieren. Was wir letztlich finden, ist ein Imbisskiosk unter Sonnenschirmen, wo wir Kaffee trinken und uns entspannen. Mara hat inzwischen die Unterkunft erreichen können und erfahren, dass wir bereits gegen 15:30 Uhr einchecken können. Wir sind dann bereits kurz nach 15:00 dort, aber das macht nix. Als wir zurück beim Motorrad sind, fällt mir auf, dass an der Frontverkleidung 2 Schrauben fehlen. Vermutlich haben wir diese Schrauben bereits vor Tagen, vielleicht schon auf der ASSIETTA verloren. Sofort suche ich mir die Hotline von BMW-Motorrad in München heraus und frage nach der nächsten lizensierten Vertragswerkstatt. Die ist in ANNECY. Die Adresse bekomme ich per SMS zugesendet. Ich kann dieses Service genießen, weil ich einen erweiterten Garantie- und Wartungsvertrag habe. Zurück in ST. GERVAIS können wir sofort unser Zimmer beziehen. Das Hotel ist offenbar das letzte Mal in der Zwischenkriegszeit renoviert worden und behelfsmäßig repariert worden. So sind z.B. die Böden mit Spannteppichen ausgelegt, aber ich kann spüren, wie sich der Holzboden darunter bewegt. Ich hoffe nur, dass es hier kein Ungeziefer wie z.B. Bettwanzen gibt. Die Befürchtungen meinerseits erweisen sich am nächsten Tag als unbegründet.
Nein, das Hotel hat keine Waschmaschine aber wir bekommen einen Hinweis, wo sich eine öffentliche Wäscherei befindet. Mara meint, dass nach all dem Motorradfahren ein kleiner Spaziergang recht guttun würde, und läd mich ein mitzukommen. Der kurze, 5 – 10 minütige Spaziergang entpuppt sich dann als strammer Marsch mit Warpfaktor „Mara“ im Ausmaß von 15 – 20 Minuten andauernd leicht bergauf. Der Hinweis auf die Wäscherei ist mehr als wage: „Bei einem Restaurant, wenn auf der anderen Seite der Straße, wo ein Swimmingpool sichtbar ist.“!?!?

Wir finden die Münzwäscherei, aber es ist keine Maschine frei. Es wird aber eine in 7 Minuten fertig doch vom Besitzer der Wäsche ist nichts zu sehen. Nachdem die Betreuerin der Wäscherei kommt, nehmen wir die fremde Wäsche legen diese auf die Maschine und beginnen unsere eigene Wäsche zu waschen. Mara bleibt in der Gegend, während ich mich mit müden Beinen auf den Weg zurück zur Unterkunft mache, um dort eine dringend nötige Mütze voll Schlaf zu nehmen. Ich bin ein kleinwenig erholt, als Mara mit der gewaschenen und getrockneten Wäsche ankommt. Es gibt dann noch eine Tätigkeit welche dringend heute noch erledigt werden muss: Vor Kassaschluss müssen wir zum Ticketverkauf der „TRAM DU MONT BLANC“ um Fahrkarten für die morgige Fahrt zu kaufen. Wir kommen zwar rechtzeitig hin aber Fahrkarten können wir trotzdem nicht kaufen und werden auf den nächsten Tag vertröstet. Wir sollen morgen um 07:00 Uhr, also kurz nach Mitternacht, vor dem Verkaufsschalter stehen. Dann hätten wir die volle Auswahl über alle Abfahrttermine.
Zurück in der Unterkunft duschen wir erstmal, essen von unseren mitgebrachten Vorräten und gehen dann bald schlafen.


