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Tag 22 – Regen am IZOARD

Schilderung Atlan

Wir können heute schon bequem um 09:00 losfahren. Es wird heute nur ein vergleichsweise kurzer Trip. Wir fahren Richtung Westen zum LAC SERRE PONCON und besichtigen erstmal das dortige Kraftwerk. Bei dem heutigen klaren Himmel ist die Aussicht wunderschön. Ich werde kurz von einer Studentin gefragt, ob ich nicht an einer Umfrage teilnehmen will. Ich tue dem jungen Mädel gerne diesen Gefallen aber als sie dann meint, dass es einen 2. Teil gäbe, und der würde ca. 10 Minuten dauern winke ich ab.

Mara und ich haben beide das gleiche Modell der Helmkamera: SENA 10C PRO, aber Mara hat sich schon vor Urlaubsantritt mehrfach damit beschäftigt, während ich noch nicht dazu gekommen bin. Während wir noch in MILLAU waren, installierte ich auf meinem Laptop und der Kamera mehrere Softwarepakete (alle notwendig) um das Gerät steuern zu können. Die Dokumentation ist ziemlich ärmlich. Es gelingt uns die Kamera genau einmal anzusprechen – und dann nicht mehr. Ich komme zum Schluss, dass sich meine Helmkamera und mein Handy gegenseitig einfach nicht leiden können und verschiebe die Lösung dieses Problems auf einen anderen Tag. Mara kommt Tage später dann dahinter, wie alles funktioniert. Ihre eigene Helmkamera kann sie problemlos ansteuern, während meine anscheinend etwas anders funktioniert, obwohl es das gleiche Modell ist.

Während wir also unterwegs sind, beginne ich erste Fotos mit der Kamera zu machen. Aus Versehen aktiviere ich statt Fotos das Feature „filmen“ und weiß dann nicht mehr, wie ich es abschalten soll. Ich drehe einfach das Gerät insges. ab und wieder auf. So habe ich mit der Zeit zwar eine Menge Fotos im Speicher, kann sie mir aber nicht ansehen. Mara kann sie dann später runterladen. Nachdem wir EMBRUN hinter uns gelassen haben, verlieren wir etwas die Orientierung: Wo geht’s da über den COL IZOARD? An einem Rastplatz wird mal kurz angehalten und es stellt sich heraus, dass wir ohnehin auf den richtigen Weg sind.

Bei GIULLESTRE fahren wir dann durch die GORGES DE QUERAS Richtung CHATEAU QUERAS. Wir fangen schon an zu raten ob jeweils hinter der nächsten Kurve die Abzweigung Richtung IZOARD wäre, als sie auftaucht. Jetzt sind wir schon eine Weile unterwegs und jeden Tag so nach 2 Stunden Fahrzeit stellt sich der Wunsch nach einem Vormittagskaffee ein. Ich weiß eine Boulangerie in einem keinen Ort namens ARVIEUX vor uns. Dort angekommen müssen wir erstmal einen Parkplatz finden, wo wir unseren Halbtonner verlässlich abstellen können ohne, dass dieser wegen der schweren Beladung einfach umkippt, und parken ihn in einer Sackgasse.

Wir belegen einen schattigen Platz im Freien direkt neben dem Eingang zur Boulangerie La Roche und als wir das Verkaufslokal betreten, sieht Mara die Vitrine mit den Tarteletts. Erdbeeren-, Nuss- Heidelbeer-, Rhabarber-, Marillen,-Schokotartellets usw.– eine köstlicher als die andere. Der Anblick entlockt Mara eine lautes „WOW“. Was sie nicht sieht: Diese Boulangerie ist für mich ein Standardhalt. Ich bleibe hier immer stehen, wenn ich vorbeikomme und weiß deshalb, dass es die Bäckermeisterin ist, die hinter Mara auf einen Sessel sitzend sofort ein Grinsen aufsetzt, als ob die Sonne aufgehen würde. Es war wohl eines der schönsten Komplimente, welches die Bäckermeisterin heute bekommen hat.

Wir konsumieren unseren Kaffee und essen Tartellettes. Mara eine Erdbeer-Tartellett, ich eine Rhabarber-Tartellett. Später nimmt sich Mara auch noch eine würzige Käse-Tartellett und lässt mich kosten. Köstlich!

Als wir unsere Reise fortsetzen, dauert es nicht lange bis die den COL IZOARD erklommen haben. Da der dortige Schotterparkplatz gerade umgebaut wird und wir wissen, dass am späteren Nachmittag Regen droht, fahren wir weiter und wollen schnell und trocken den sicheren Hafen des Hotels in BRIANCON erreichen. Aber wir haben Pech: Schon 200 Meter nach der Passhöhe, welche offensichtlich eine Wetterscheide ist, beginnt es zu regnen. Die Abfahrt vom IZOARD Richtung BRIANCON ist aber steil und sehr kurvig mit vielen Spitzkehren. Es gibt nur wenige Plätze wo wir mit unserem Schwerlaster (Mara nennt unsere SOL einen Flugzeugträger) sicher stehen bleiben können. Alles, was wir tun können, ist unser Lüftungsschlitze zu schließen und dem Tankrucksack seine Haube zu verpassen. Da Mara hinter mir sitzt ist sie etwas geschützt und ich selbst werde vom weit ausladenden Motor dem Tank und der Frontscheibe geschützt. Trotzdem bekommen wir eine gehörige Portion Regen ab und sind einigermaßen nass, als wir unten in BRIANCON in der Rezeption unseres Hotels stehen. Während Mara wieder einmal das Zimmer klarmacht, schleppe ich das Gepäck von der SOL in die Rezeption und dann in den 4. Stock in unser Zimmer. Glücklicherweise gibt es einen Aufzug, aber der ist sehr eng und wir müssen das Gepäck in mehreren Schüben hinauftransportieren. Mara hilft nach Kräften. Danach kommt die SOL in eine abgesperrte Garage.

Wir ruhen uns erstmal etwas aus uns richten uns in unserer neuen Heimstadt, welche uns für die nächsten 3 Nächte beherbergen wird, häuslich ein während draußen der Regen niederprasselt. Wir haben einen Balkon hinaus auf die Hauptstraße und können von dort nur noch konturenhaft im Grau des Regens die Berge sehen, von welchen wir gerade runtergekommen sind.

Später beruhigt sich das Wetter und die Straßen beginnen aufzutrocknen. Es war eben ein typisches Sommergewitter. Wir haben inzwischen gegessen, uns zivilere Kleidung angezogen und wollen jetzt die Burgstadt von BRIANCON im Abendlicht besichtigen.

Also SOL wieder raus aus der Garage und rauf zur Burg. Dort müssen wir ein paar Sekunden warten bis die Ampel auf Grün schaltet und dann können wir durch 3 Burgtore bis ganz hinauf in die Festungsstadt fahren. Glücklicherweise finden wir auch einen geeigneten Platz, um die SOL zu parken. Weiter hinauf geht es nur noch zur Zitadelle. Die will sich Mara ansehen gemäß dem Motto: „Wann habe ich denn wieder die Möglichkeit mir das anzusehen – jetzt oder nie“. Ich bin aber schon müde und schlage vor, dass Mara allein hochgeht und ich warte unten. Dass will aber Mara wiederum nicht und so machen wir einen Kompromiss und gehen bis ca. zur halben Höhe hinauf.

Beim Haupttor kann ich ein wenig mein militärisches Wissen auspacken und erkläre Mara ein wenig die Anlage der Befestigungen. Diese wurden von Vauban gebaut, genauso wie z.B. ENTREVAUX. Vauban entwickelte ein System der Verteidigung und des Angriffs, welches streeng geometrisch funktionierte. Die Verteidigungsanlagen waren so angelegt, dass ein geradliniger Angriff auf die Stadtmauer unmöglich war.

Hier in BRIANCON gibt es insges. 5 Festungen, welche im Laufe der Zeit gebaut wurden – immer dem aktuellen technischen Stand entsprechend. Um 300 Jahre zu spät haben diese Festungen dann doch im 2. WK eine gewisse Rolle gespielt, als es den franz. Truppen gelang, hier mit ihrer Hilfe den deutschen Vormarsch für 3 Tage zu stoppen. Wir spazieren entlang der Festungsmauern, wobei ich mit Mara wieder das schließ-die-Augen-Spiel spiele und sie die Augen an einem der schönsten Aussichtsplatze öffnen lasse, wo man das ganze Tal überblicken kann. Leider ist schon späte Dämmerung und man kann nicht mehr so viel sehen. Nachdem wir etwas durch die Festungsstadt spaziert sind, müssten wir jetzt wieder ein Stück bergauf zur SOL laufen. Das erspare ich Mara, indem ich allein die SOL holen gehe und Mara bequem dann aufsteigen lasse. Die SOL kommt auf den kameraüberwachten Parkplatz des Hotels und noch zusätzlich das Bremsscheibenschloss umgehängt. Außerdem, als Vorbereitung für den morgigen Tag, nehmen wir vieles aus dem Topcase mit, was wir morgen nicht brauchen werden.

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