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Tag 15 – Rundfahrt ins Hinterland der Provence

Schilderung Atlan

Heute ist Urlaubshalbzeit. Wir sind aber bereits so entspannt, dass dieses Faktum, wenn überhaupt, dann nur sehr peripher wahrgenommen wird.

Der Luftentfeuchter hat die ganze Nacht gebrummt und Mara ist einmal aufgestanden, um den Kondenswasserbehälter auszuleeren. Das Resultat sind akzeptable 35% Luftfeuchtigkeit bei einer Raumtemperatur von inakzeptablen 30 Grad oder mehr. Wir wollen der Hitze entfliehen und beschließen ins Hinterland der COTES AZURE, in die Berge zu fahren. Mara hatte sich gestern das Navi genauer angesehen und die Funktion „Roundtrip“ gefunden. Als Ziel hatte sie die GORGES DU DALUIS eingegeben, den „Adventure Mode“ aktiviert aber Autobahnen und Schotterstraßen von der Routenkalkulation ausgeschlossen. Herausgekommen ist jedenfalls ein Routenvorschlag, wie ich ihn selbst nicht besser hätte ausarbeiten können.

Wir fahren Richtung Norden über den COL DE LA SINE und den COL DE BLEINE, durchfahren die CLUE DE SAINT AUBAN und machen dann für einen Vormittagskaffee in ST.AUBAN halt. Als wir dort ankommen, ist das Kaffeehaus noch relativ leer. Hinter unserem Tisch hat sich eine Runde von Personen zusammengefunden, die alle aussehen (Baskenmütze, unrasierter Bart, Goldzähne etc.) als ob sie noch zur Résistance in 2. WK gehören würden. Danach geht es über Neben-Nebenstraßen Richtung ENTREVAUX und dann in die GORGES DU DALUIS.

ENTREVAUX – ein Meisterstück des Festungsbaumeisters VAUBAN

Dort bleiben wir mehrfach stehen, um Fotos zu machen. Mara kann sich auch den erhoffen roten Steinsplitter einsammeln. An der PONT DE LA MARIEE bleiben wir wieder stehen. Dort gibt es eine Serie von Leitern hinauf zu einem Aussichtspunkt. Mara hat etwas Bammel da hinaufzugehen, überwindet sich dann doch und wird durch eine wunderbare Aussicht auf das enge Tal belohnt. Ich mache dann noch die scherzhafte Bemerkung, dass unser Urlaub für Mara eine Art Anti-Angst-Training ist. Es stellt sich später heraus, dass da durchaus etwas Wahres dran ist.

Je weiter wir den Berg hochfahren, umso mehr bewölkt es sich. Die Wettervorhersage hat für heute eine gewisse Regenwahrscheinlichkeit angegeben. Besonders Mara packt sich also in ihre Regensachen ein bevor wir losfahren. Ich bin da etwas entspannter mit dem Resultat, dass ich jetzt gleich sehr nass werde. Weiter oben am COL VALBERG bricht dann endgültig das Gewitter los aber wir werden davon nur gestreift. Es hat nur noch 13 Grad und ich werde ordentlich nass. Das ist mir ganz recht, denn ich wollte es ja heute etwas kühler. Mara sitzt hinter mir, versteckt ihre Hände hinter meinem Rücken und ist eingepackt wie ein Weihnachtsgeschenk. Sie fühlt sich pudelwohl. Via dem COL DE SAINTE-ANNE fahren wir weiter Richtung GORGES DU CIANS. Dort können wir sehen, dass es vor kurzem offenbar einen gehörigen Platzregen gegeben haben muss, da viel Schotter und Sonstiges auf der Straße liegen. Das sehen wir dann auch später auf unserer ganzen restlichen Tagesfahrt. Wir sind offenbar durch unsere Tagestour einem Unwetter ausgewichen sind. Die Straßen trocknen langsam auf und auch meine Kombijacke wird langsam wieder trocken. Die alte Straße durch die Schlucht war dem modernen Verkehr nicht mehr gewachsen. Außerdem war sie aufgrund der Geologie sehr wartungsintensiv weshalb man sich irgendwann entschloss eine moderne Straße zu bauen, auf der auch Großraumbusse hoch in die Schigebiete fahren können. Anstatt also die alte malerische Straße sehen zu können fährt man heut z.T. durch eine Serie von anonymen Tunneln. Es gibt nur noch wenige Möglichkeiten die alte Straße besuchen zu können und an einer dieser Stellen bleiben wir stehen und machen einen kleinen Spaziergang. Trotzdem ist die GORGES DE CIANS immer noch einen Besuch wert.

Später zweigen wir dann für ein paar Minuten von der Hauptstraße ab wo ich Mara die gewundenen Spitzkehren der Straße nach PIERLAS zeige. An dieser Straße bin ich vor einiger Zeit gescheitert. Da ich nicht gerne verliere steht diese Straße noch auf meinen Wunschzettel. Irgendwann wird sich schon die Gelegenheit ergeben. Wieder zurück auf der Hauptstraße folgen wir dieser bis uns das Navi empfiehlt Richtung LE BROC und CARROS in die Hügel hinter NIZZA abzubiegen. In GATTIERES haben wir dann Hunger und bleiben stehen.

Blick von GATTIERES Richtung Norden

Wir finden aber kein Restaurant welches offen hat und konsumieren ein paar Happen in der Boulangerie Multari Gattières. Wir kaufen dort auch etwas Brot und sehen Plastiksäcke mit alten, trockenen Süßspeisen um einen Spottpreis. Sowas nehmen wir auch mit. Es ergibt sich aber später keine Gelegenheit mehr etwas daraus zu konsumieren, weshalb wir es dann irgendwann entsorgen. Schade drum. Danach geht es auf dieser engen, gewundenen Straße mit schönen Aussichten weiter, bis wir wieder zurück in BIOT sind.

Zurück in unserer Höhle beginnt die abendliche Routine. Wir bereiten uns auf die Abreise von morgen vor und packen zunächst ordentlich das Topcase, welches ich auch sofort wieder zurück zur SOL bringe. In der Nacht schlafe ich mittlerweile ohne mich zuzudecken und mit Ohropax. Neben dem Bett habe ich eine Flasche Wasser stehen, um den Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen ausgleichen zu können.

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