2022,  2022-Tourentagebuch Frankreich-Tour,  MILLAU bis MANOSQUE,  Motorrad-Touren

Tag 12 – CARMARGUE, die PONT DU GARD, Fahrt Richtung MANOSQUE

Schilderung Atlan

Heute geht alles schon sehr routiniert und schnell. Nach einem Frühstück im Kaffeehaus des Nachbarcampingplatzes wird rasch gepackt. Die Vorbereitungen von gestern beschleunigen alles zusätzlich, sodass wir ohne Eile bereits um 09:15 auf der Straße sind. Wir haben uns noch von den Nachbarn freundlich verabschiedet und uns unseren Käse aus deren Kühlschrank geholt. Wie gestern ist die Tageshöchsttemperatur 34 Grad.

Mara, sie ist der Kapitän, schlägt vor, hinter MONTPOLIER in die CARMARGUE zu fahren. Dort, im Mündungsdelta der RHONE, gäbe es eine kleine, mittelalterliche Stadt namens AIGUES MORTES, die sie besuchen will. Dort angekommen müssen wir uns in die Verkehrsströme einordnen und erstmal einen Parkplatz für die SOL finden. Später dann gehen wir über eine Brücke und finden einen gebührenpflichtigen, öffentlich Parkplatz im Schatten von Bäumen. Während Mara dort wartet, sprinte ich zurück, hole die SOL und stelle die SOL an einem viel besseren Platz ab. Bezahlt haben wir letztendlich nichts – wozu habe ich eine Enduro und kann damit schlank über Stock-und Stein fahren? 😊

Die Innenstadt von AIGUES MORTES ist tatsächlich noch vollständig mittelalterlich, die Stadtmauer und alle Festungstürme stehen noch und die Innenstadt ist Fußgängerzone. Von dort aus sind 2 Kreuzzüge gestartet. Wir schlendern durch die Gassen, kommen am zentralen Hauptplatz an und genehmigen uns unseren Vormittagskaffee. Ich bin von der Hitze etwas müde und habe keine Lust auf weite Spaziergänge. Außerdem haben wir noch einen ziemlichen Weg vor uns. Gestärkt durch den Kaffee gehen wir langsam zum Motorrad zurück. Ich fahre erstmal über den Gehsteig hinaus, bevor Mara aufsteigt und dann geht es hinein ins Mündungsdelta. Mara meint, dass die CARMARGUE berühmt wäre für 3 Dinge: weiße Pferde, schwarze Stiere und rosa Flamingos. Bei beinahe sturmartigem Wind aber fast wolkenlosem Himmel (im RHONE-Tal ist sehr oft starker Wind) durchkreuzen wir für einige Zeit die Gegend und können tatsächlich weiße Pferde und schwarze Stiere in Umzäunungen sehen, finden aber leider keine rosa Flamingos – schade.

Unser nächster Stopp befindet sich hinter NIMES: die PONT DU GARD. Diese erreichen wir, indem wir die schnellere, aber kostenpflichtige Autobahn nehmen, denn heute wollen wir uns das Verkehrschaos der normalen Straßen nicht geben. Für mich ist es immer wieder etwas verwirrend, weil es 2 verschiedene Autobahnen gibt:

  • Solche mit blauen Schildern: Die sind kostenlos und eigentlich nur bessere Bundesstraßen
  • Solche mit grünen Schildern: Die sind kostenpflichtig und „echte“ Autobahnen

Das verwirrende für mich: Bei uns in Österreich sind die „echten“ Autobahnen ja mit blauen Schildern angeschrieben.

Nahe der PONT DU GARD verwirren mich dann Hinweisschilder abermals, bis Mara mich aufklärt: klar gibt es Hinweisschilder in 2 verschiedene Richtungen, weil die PONT DU GARD ja einen Fluss überspannt und der hat ja 2 Ufer. Man kann also aus 2 verschiedenen Richtungen zufahren. Wir nehmen flussabwärts gesehen die linke Zufahrt und parken die SOL auf einem riesigen Parkplatz. Dort lassen wir unsere Helme und Jacken am Motorrad, denn sie bei dieser feuchten Hitze über längere Zeit zu tragen wäre zu erschöpfend. Immerhin tragen wir Motorradhose und -stiefel. Über einen kurzen Weg erreichen wir ein großes Besucherzentrum mit Restaurationen, WCs und Shops und danach geht’s zum berühmten Aquädukt. Dieses wurde vor mehr als 2000 Jahren von den Römern gebaut und war Teil einer 132 km langen Wasserversorgung für die antike Stadt NIMES. Der Anblick ist fantastisch. Ich finde es überaus bemerkenswert, dass so ein großes Bauwerk nur mit Muskelkraft erbaut werden konnte. Wir können erkennen, dass neben dem Aquädukt später eine Brücke für normalen Verkehr angebaut wurde.

Der Fluss Gard führt nur wenig Wasser, gerade genug, um ein Badeparadies für die lokale Bevölkerung zu sein. Auf der Brücke stehend, betrachte ich die Badenden und angesichts der Ströme von Schweiß welche sich an mir hinunterergießen beneide ich die Leute dort unten ein wenig.

Zurück im Besucherzentrum gehen wir dann erstmal aufs WC und genießen dann ein Eis. Die SOL und unsere Motorradklamotten stehen immer noch dort, wo wir sie gelassen haben und nach einem kräftigen Schluck aus unseren Flaschen fahren wir dann weiter Richtung MANOSQUE.

Am Straßenrand sehen wir immer wieder Verkaufsstände wo Obst und Gemüse verkauft wird. Als wir uns einigen an so einem Stand eine Pause zu machen und frisches Obst zu kaufen kommt dann längere Zeit keiner mehr. Dann sehen wir doch einen Stand und eine Ausweiche wo ich die SOL bequem zum Stehen bringen und abstellen kann. Wir kaufen frische Feigen, die praktisch sofort verschnabuliert werden. Die frischen Nektarinen essen wir nicht alle sofort auf womit ein Teil in die Sturzbügeltaschen kommt.

Über Nebenstraßen geht es langsam Richtung PROVENCE und die Gegend wird ländlicher. Unsere Unterkunft für heute ist nicht direkt in MANOSQUE sondern in einer kleinen Ortschaft namens SAINT MICHEL L OBSERVATOIRE. Das ist ein wirklich winziger, liebevoll hergerichteter Marktflecken mit mittelalterlichem Touch. Gelegen auf an einem Berghang hat dieser Ort tatsächlich den Namen von einem Observatorium, das nur wenige Kilometer weiter am Gipfel des Berges erbaut wurde.

An der angegebenen Adresse findet sich aber keinerlei Hauseingang. Zweimal umkreisen wir die Häuserzeile – kein Ergebnis. Mara packt schließlich ihr Handy aus und ruft den Vermieter an. Der kommt eilenden Schrittes an und klärt uns auf: Die Adresse ist die Adresse der Garage, wo wir die SOL unterbringen können. Das Haus liegt, so wie die gesamte Häuserzeile an einem Hang und die Garage ist eigentlich nur das untere Ende des Grundstückes. Der tatsächliche Eingang zu unserem Apartment befindet sich in einer der Straßen, welche wir schon 2 x durchfahren haben. Während Mara beim Vermieter bleibt und in das Apartment eingewiesen wird, gehe ich runter zur SOL und parke sie vor den Eingang der Wohnung. Nach dem Abladen allen Gepäcks stelle ich sie wieder dorthin, wo sie vorher geparkt war: auf den Gehsteig gegenüber der Garage. Hier wird sich sicher niemand darüber aufregen, dass über Nacht ein Motorrad auf dem Gehsteig parkt.

Uns wird erklärt, dass die Vermieter das Haus erst vor 5 Jahren gekauft haben und jetzt Stück für Stück herrichten. Das Haus ist 700 Jahre alt und hat sogar einen putzigen, engen Abgang in den Garten, welchen wir ebenfalls benutzen könnten, wenn wir wollten. Das Frühstück am nächsten Tag würde der Vermieter in einem Korb vor die Türe stellen und dann anläuten. Was für ein Service! Das Apartment ist groß mit eigener großer Küche, einem Schlafraum sowie Bad und WC.

Verschwitzt von der Fahrt duschen wir uns zunächst und unternehmen dann einen Spaziergang durch diesen putzigen Ort. Wir könnten auch einen Supermarkt für Getränke gebrauchen, können aber keinen finden. Am nächsten Morgen müssen wir von einer Anwohnerin erfahren, dass sich der nächste Supermarkt in MANOSQUE befindet. Am Hauptplatz gibt es ein kleines Wirtshaus. Das ist offensichtlich der Treffpunkt des Ortes. Wir lassen uns ebenfalls dort nieder und genießen ein Cola mit Eis. Danach spazieren wir weiter und genießen im späten Abendlich die Aussichten in die Gegend. Wir können sogar eine alte Windmühle sehen – megaromantisch.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert