2022,  2022-Tourentagebuch Frankreich-Tour,  Motorrad-Touren,  WIEN bis MILLAU

Tag 6 – Fahrt entlang des TARN-Flusses nach MILLAU

Schilderung Atlan

In der Nacht hatten wir ein Gewitter, aber wir wurden nur von den Ausläufern gestreift. Als Resultat war die Temperatur am frühen Vormittag bei angenehmen 23 Grad und die Sonne brannte nicht so grell vom Himmel weil sich die letzten Wolken noch nicht verzogen hatten. Später am Tag hatten wir wieder wolkenlosen Himmel. Bis auf wenige Ausnahmen hatten wir übrigens während unseres gesamten Urlaubs wolkenlosen Himmel.

Ich kann mich wieder rasieren – was für ein Wohlgefühl im Gesicht.

Nach der üblichen Beladeprozedur fahren wir erstmal ins nahegelegene ALBI. Dort bleiben wir in der Nähe der zentralen Kirche stehen und Mara sieht sich diesen Bau näher an. Ich bin noch etwas müde, heute nicht ganz so kulturinteressiert und bleibe bei der SOL und passe aufs Gepäck auf.

ALBI war im 12. Jhdt. Das Zentrum der christlichen Bewegung der Katharrer. Diese lehnten den Pabst als Oberhaupt ab und vertraten sehr eigenen sakrale Standpunkte. Dies führte schließlich zu den sogen. Albigenser Kriegen (auch Katharrerkriege genannt), wodurch die gesamte Region praktisch menschenleer gefegt wurde. Diese Kriege endeten mit einem erheblichen Machtzuwachs des franz. Königs, dem Reichtum einiger weniger Adeliger und einer gefestigten Position des Papstes in ROM. Die katholische Kurie hatte Blut gerochen und setzte später diese Geisteshaltung durch die Inquisition fort. Die Kriege und Kämpfe wurden mit äußerster Erbitterung geführt, wodurch praktisch die lokale Bevölkerung ausgerottet wurde. Die Bewohner ganzer Städte und Dörfer wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt – zum höheren Ruhm Gottes und der katholischen Kirche. Was für ein Megaverbrechen.

Am Ende wurde in Albi diese Kathedrale gebaut. Es ist ein zu Stein gemeißeltes Statement: „Hier herrscht der Katholizismus“ und sieht aus wie eine Mischung aus Burg und Kirche. Mara sieht sich das genauer an, was eine ganze Weile dauert. Mir macht das nix aus. Am Ende bringt mir Mara sogar ein paar Sticker mit.

Danach geht es dem TARN-Fluss entlang bis MILLAU. Die Straßen, welche wir fahren, sind einsam, kurvig und wunderschön.

Wir kommen an putzigen Dörfern wir AMBIALET vorbei, machen Kaffeepause in BROUSSE LE CHATEAU…

… und müssen vor einem Tunnel bei LA VAYSSIERE halt machen. Dort sprechen uns 2 Radwanderer an. Die haben keine Lampen am Fahrrad und der Tunnel ist unbeleuchtet. Ob wir nicht so nett wären, ganz langsam vorauszufahren, damit sie beleuchteter Weise durch den Tunnel kämen. Klar würden wir das machen aber ein hinzugekommener Einheimischer erklärt den Radfahrern, dass es den uralten Weg gibt, der um den Hügel herumführt. Der wäre auch sicherer und nur für Radfahrer. Ein paar Minuten später können wir die Radwanderer bereits auf der anderen Seite sehen. Ich hupe während der Durchfahrt und siehe da: Ein anderes, entgegenkommendes Auto muss etwas zurücksetzen, damit alle vorbeifahren können – der Tunnel ist nur einspurig. Das Navi führt uns dann den Berg hinauf auf über SAINT ROME DE TARN wieder zurück an den Fluss. Es gab so wenig Verkehr, dass uns praktisch die Straße allein gehörte. Kurz vor MILLAU öffnet sich dann der Blick und die Brücke von MILLAU kommt ins Blickfeld. Die gigantischen Dimensionen erschlagen Einen geradezu. Es ist ein Triumpf des menschlicher Ingenieurskunst über die Gravitation. Die Brücke von MILLAU ist mit 2,7 km Länge die längste Hängebrücke der Welt. Es ist einfach toll das anzusehen.

Angekommen in MILLAU bezogen wir unser Apartment. Genauer gesagt: Das Apartment ist in einer Ortschaft namens CREISSELS aber die Konurbation nach MILLAU ist übergangslos. Es ist eine komplette Wohnung mit Wohnzimmer, Vorzimmer, Küche, Dusche, WC und Schlafzimmer. Das vermietende Ehepaar ist schon alt und vermietet das Apartment sogar mit Handtüchern und bezogenen Betten – das ist ungewöhnlich.

Unmittelbar nach Bezug der Unterkunft folgen wir den Hinweisen zum nächsten Supermarkt und kaufen wieder ein: 7,5 Liter Mineralwasser, 4 Liter Fruchtsaft, 1 kg Wurst, 1 kg Käse, Brot, Obst und sonst noch so einiges. Ich war mir gar nicht sicher ob wir das alles im Topcase unterbringen und/ob wir nicht die Topcasehalterung überlasten – aber alles ging gut.

Dann haben wir noch an der Tankstelle des Supermarktes getankt (Restreichweite weniger als 100 km) und im Apartment die Waschmaschine angeworfen. Es gab sogar eine Wäschespinne und Klubben! Dann hat Mara wieder ein leckeres Mahl kredenzt.

Die Einrichtung stammte wohl aus den 60iger Jahren des letzten Jahrhunderts. Da das Fenster strassenseitig auf Augenhöhe zum Gehsteig hinausführte mussten wir hier vorsichtig sein, aber es gab Fensterläden und in der Nacht war der Verkehr ruhig. Direkt gegenüber der Eingangstüre „schlief“ die SOL bewacht durch die Alarmanlage.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert