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Tag 4 – LASCAUX – die Sixtinische Kapelle der Steinzeit

Schilderung Atlan

Nach nur 5,5 Stunden Schlaf läutete uns der Wecker von Maras Handy aus dem Schlaf. Wir hatten uns gestern Abend so gut wir konnten vorbereitet. Nach einem reichhaltigen Frühstück laden wir alle Gepäckstücke auf. Das ist ne ganze Mange:

  • Navi
  • Topcase
  • Je eine 0,5 Liter-Thermosflasche aus Aluminium rechts und links ans Topcase
  • den Campingtisch und die gelbe Packtasche mit dem Zelt aufs Topcase
  • Tankrucksack
  • Seitenkoffer links (Mara)
  • Seitenkoffer rechts (Michael)
  • Rote Packtasche auf Seitenkoffer links
  • Schwarze Packtasche auf Seitenkoffer rechts
  • 2 x 0,5 Liter Thermosflaschen aus Alu an Maras Koffer
  • 1 x 1,5 Liter Plastikflasche an mit Getränk an Michaels Koffer
  • Jeweils links und rechts je eine Sturzbügeltasche

Um 07:30 sind wir schon auf der Autobahn Richtung LASCAUX. Wir müssen so früh dran sein, weil der Eintritt für LASCAUX bereits Monate im Voraus ausgebucht ist und es Maras alleiniger Verdienst ist, Karten für diesen Tag zu erhalten. Die Karten sind für 10:40 und LASCAUX ist mehr als 200 km entfernt. In LASCAUX angekommen müssen wir aber vorher noch alles Gepäck abladen und uns „zivilere“ Kleidung anziehen, da es für Motorradkleidung schlicht zu heiß ist. Der Verkehr auf den Autobahnen zu dieser Tageszeit rund um BORDEAUX ist relativ dicht und lässt sich mit der SüdOst-Tangente in Wien vergleichen. Je weiter wir uns von BORDEAUX entfernen, umso mehr dünnt sich der Verkehr aus, bis wir beinahe allein auf der Autobahn sind. Die Morgentemperatur von anfangs komfortablen 24 Grad steigt nicht – sie fällt bis auf 20 Grad! Uns fröstelt beinahe im Fahrtwind. Es verspricht ein angenehmer Tag zu werden. Zu früh gefreut:

Am Ende wird es 41 Grad haben…im Schatten…für mehrere Stunden am Nachmittag…

Absolut unglaublich

Wir dachten, dass wir, wenn wir uns von der Küste entfernen, uns auch diesen extremen Temperaturen entfliehen könnten. Wünsche an den Weihnachtsmann… Mara hat den Wetterbericht im Auge und berichtet, dass sich heute der Hitzepol ins Landesinnere verschiebt. ☹

Angekommen in LASCAUX müssen wir erkennen, dass das Hotel direkt an der Hauptdurchzugstrasse liegt, das Zimmer keine Klimaanlage hat, sondern nur einen Ventilator, das Zimmer noch nicht bezugsfertig ist (wussten wir vorher) und der Parkplatz für die SOL nur ein ganz einfacher öffentlicher Parkplatz ist. Es stellt sich aber heraus, dass dies alles nur halb so wild ist. Bei offenem Fenster kühlt es in der Nacht ab und mit Bordalarmanlage und Bremsscheibenschloss ist die SOL gut gesichert. Das Fenster zeigt auf die strassenabgewandte Seite – es ist also sehr ruhig. Mara macht das Zimmer klar (Mara hatte, wie übrigens in beinahe gesamten Urlaub, im Voraus das Zimmer via booking.com gebucht) und wir laden all unser Gepäck an der Rezeption ab. Danach ist es kurz vor 10 Uhr und wir gönnen uns noch in einem Straßencafé eine Vormittagsladung Koffein. Mara nimmt immer einen doppelten Espresso, ich einen Caffee Americain / Caffee Alonge.

Dann rauf aufs Bike und ab zur Höhle. Die originale Höhle wurde zum Schutz der Malereien geschlossen. Künstler haben dann versucht einen Teil davon als LASCAUX II mit Originalfarben nachzubauen / nachzumalen. Später wurde dann auch eine Wanderausstellung mit dem Namen LASCAUX III erstellt. Schließlich wurde die Höhle per Laser vermessen und als LASCAUX IV zu mehr als 90% nachgebaut – viel mehr als bei LASCAUX II.

Wir konnten unsere Helme und Handschuhe in einem Locker verwahren. Die Motorradjacken behielten wir an da extra darauf hingewiesen wurde, dass es in der Nachbauhöhle LASCAUX IV nicht nur die identen Wandmalereien gab, sondern auch idente Temperaturen von rd. 10 Grad. Wir kamen pünktlich dran und waren Teil einer Gruppe von ca. 20 – 30 Personen geführt durch eine hübsche, zierliche, junge Französin, welche selbst zugab Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache zu haben.

Die Höhle und ihre Malereien sind atemberaubend! Es gibt in dieser Gegend eine ganze Reihe von Höhlen aber nur diese hat Malereien, welche im Zeitraum von 3000 Jahren vor 20.000 Jahren bis vor 17.000 Jahren erstellt wurden. Dann wurde der Höhleneingang durch einen Erdrutsch verschlossen und die Malereien dadurch bis in unsere Zeiten erhalten. Gefunden wurde die Höhle durch 3 Hirtenjungen, welche einen Fuchs verfolgten. Erstellt wurden die Malereien vom Cro-Magnon-Menschen, von dem es damals nur rd. 20.000 in ganz Europa gab. Allein aber 3000 in dieser Gegend, weil es da ein sehr großes Wildvorkommen gab.

Viele der Darstellungen sind nur Felsritzungen. Insges. wurden mehr als 3000 Ritzungen und Malereien gefunden an z.T. sehr unzugänglichen Stellen. Wie die Leute damals das Alles nur mir Fakelbeleuchtung geschaffen haben, ist ebenfalls extrem bemerkenswert. Es gibt nur eine einzige Darstellung eines Menschen mit Vogelgesicht. Im Kontext der angrenzenden Zeichnungen vermute ich, dass dies einen tödlichen Jagdunfall darstellt – aber jede andere Vermutung ist genauso gut.

Sprachlos von der Schönheit der Kunstwerke kann man sich dann in einer großen Halle nochmals Teile der Zeichnungen ansehen – diesmal mit schriftlichen Erläuterungen.

Danach sind wir zurück zum Parkplatz und haben LASCAUX II besucht. Das liegt weiter oben am Hügel und wird kaum noch besucht. Die Führung war auf Französisch, aber das ist egal. Erneut steht man mit offenem Mund staunend vor den Malereien. Nur ein paar Kilometer entfernt gibt es dann ein Wildreservat, wo in verschiedenen Gehegen die Tiere von damals gehalten werden – auch eine Gruppe Wölfe! Wir sind aber schon ziemlich erschöpft, machen einmal Pause bei einem Wasserhahn, gehen nur mal rasch durch und fahren dann komplett abgefüllt mit unvergesslichen Eindrücken zurück zum Hotel.

Die Straßen und LASCAUX wirken wie ausgestorben. Keiner der nicht muss geht vor die Türe und damit hinaus in die brütende Hitze. Im Hotel tragen wir all unser Gepäck in unser Zimmer (1. Stock, kein Aufzug, enge Treppe – ist aber nicht so wild) und machen dann im späten Nachmittagslicht noch einen Spaziergang durch den kleinen, mittelalterlich geprägten Ort. Der ist an einem kleinen Fluss gelegen. Wir finden eine Bar – dort gibt’s aber nix was uns gefällt und gehen dann ins unmittelbar daneben liegende Restaurant, dass direkt am Flussufer liegt. Bei untergehender Sonne genießen wir franz. Essen – uns geht’s gut sprichwörtlich wie „Gott in Frankreich“.

Es geht langsam zurück zum Hotel, wo wir uns auf die morgige Abreise vorbereiten.

Im UV-Licht sieht man noch tausende weitere Felsritzungen

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