2024 - Tourentagebuch Nordkap-Tour,  Fjordnorwegen,  Motorrad-Touren

Tag 27 – Ruhetag in GEIRANGER

Gott schuf zwar die Zeit, aber von Eile hat er nichts gesagt.

Finnische Lebensweisheit

Bis jetzt haben wir auf unserer Reise nur wenige Tage gehabt, wo wir wirklich nichts machten oder besichtigten und so richtig faulenzend unsere internen Batterien aufgeladen haben. Sich einmal so richtig ausschlafen und keine Pläne zu haben ist ganz erholsam. Heute soll so ein Tag sein. Nach einem späten Frühstück lassen wir uns viel Zeit, sehen zu wie sich im Fjord vor GEIRANGER zwei riesige Passagierschiffe einparken, dann auch noch die Fähre kommt und dann noch ein viertes, kleiner Passagierschiff. Von der Hafenbehörde kommt ein kleines schnelles Boot zu diesem vierten Schiff und kurz darauf dreht dieses Schiff um und verlässt den Fjord. Man könnte sagen, dass hier wegen Überfüllung geschlossen ist und der Kapitän dieses vierten Schiffes gerade freundlich, aber nachdrücklich hinausgeworfen wurde.

Wie Mara und Atlan scheint, ist es ganz generell so, dass wenn man alle touristischen Gebäude (z.B. alle Fressbuden, Hotels und Campingplätzte) von GEIRANGER wegnimmt kaum noch ein Dutzend Gebäude übrigbleiben. Overtourism hat hier eine ganz andere Dimension erreicht. Wir aber haben mit unserer Hütte Glück und können das geradezu „erste Reihe fußfrei“ wie im Theater beobachten. Langsam wird es Zeit sich dem Unvermeidlichen zu stellen, der Planung unserer restlichen Tage unserer NORDKAP-Tour. Es braucht etwas Diskussion und GOOGLE-Maps und wir können die nächsten Etappen festlegen. Anders als ursprünglich geplant werden wir nicht via OSLO, GÖTEBORG und KOPENHAGEN nach Hamburg fahren, sondern via KRISTENSAND die Fähre nach HIRTSHALS nehmen, um dann quer durch DÄNEMARK HAMBURG anzufahren. Unsere nächsten Etappen sind:

  • FÖRDE
  • JONDAL
  • TAU bei STAVANGER
  • Ein Pausentag in TAU um den PREIKESTOLEN zu erklimmen
  • Fähre KRISTENSAND – HIRTSHALS und die FÄHRE ARHUS – SJAELAND
  • Camping in Norden DÄNEMARKS
  • Besuch von ROSKILDE
  • Camping bei KOPENHAGEN, um von dort aus die ÖRESUNDBRÜCKE zu besuchen sowie MALMÖ
  • Von KOPENHAGEN in einem Rutsch nach HAMBURG, um am selben Tag den Autoreisezug nach INNSBRUCK zu erreichen
  • Schwesterherz und Gerry haben uns schon angekündigt, dass sie wahrscheinlich in SALZBURG sein werden, wenn wir am Ende unserer Reise dort vorbeikommen

Atlan beschleicht das ungute Gefühl, welches er immer hat, wenn eine längere Motorradtour zu Ende geht: Trauer, Frustration und der Wunsch immer weiterzufahren und nicht mehr in den Alltagstrott zuhause zurückzukehren. Er tröstet sich, dass dies ohnehin in zweieinhalb Jahren der Fall sein wird.

Oben in unserer Hütte haben wir so gut wie keinen WLAN-Empfang, weshalb wir runter zum Haus des Besitzers gehen. Dort gibt es Tische und Sessel und eine wunderbare WLAN-Signalstärke. Später will Atlan sich dann duschen gehen. Etwas desorientiert, stolpert er mit seinem Waschzeug zum Waschhaus und achtet auf den Boden, über welchen er geht. Was ihm dadurch entgeht ist, dass der Besitzer in Kopfhöhe ein Plexiglasschild angebracht hat, auf welchem man aufgefordert wird, nicht mit den Straßenschuhen den Nassraumbereich zu betreten. Als Folge davon läuft er gegen das Schild und bricht es ab. Natürlich ist ihm das superpeinlich und er bringt das abgebrochene Teil sofort zum Besitzer und versichert ihm, dass er für den Schaden aufkommen würde, aber der winkt nur ab und meint, dass er sich da keine Sorgen machen solle. Etwas frustriert meint er allerdings, dass er früher das Schild höher angebracht hätte, weshalb es von den Campingplatzgästen oft übersehen wurde. Jetzt hat er es tiefer angebracht und Atlan läuft dagegen.

Es ist schon nach 17:00 Uhr als wir uns auf die SOL schwingen, um den Wasserfall in GEIRANGER zu besuchen. Es gibt einen kurzen Weg den Wasserfall entlang mit Beschreibungen. Früher gab es eines der ersten Wasser-kraftwerke NORWEGENS, denn der Besitzer eines Hotels in GEIRANGER, welches heute noch existiert, hat sich um die Jahrhundertwende 19. gegen 20. Jahrhundert selbst ein kleines Wasserkraftwerk dorthin bauen lassen, um damals ultramodern in seinem Hotel elektrisches Licht zu haben.

Der heutige Tag ist etwas zäh. In den letzten Wochen waren wir beinahe jeden Tag rund 300 km gefahren und das spüren wir jetzt beim Spaziergang in den Beinen.

Gegen 18:00 Uhr fahren wir ein paar Meter hinunter zum Supermarkt, um uns Lebensmittel fürs Abendessen zu kaufen.

traumhafter Blick auf den GEIRANGERFJORD

Danach fahren wir die Spitzkehren hinauf, über welche wir nach GEIRANGER gekommen sind, um den berühmten Aussichtspunkt ØRNEVEGEN zu besuchen. Dort schießen wieder ein paar Fotos mit unseren Handys, aber heute wollen wir die beiden inoffiziellen Aussichtspunkte 300 Meter weiter durch den Wald besuchen. Mara kommt diesmal mit. Die Aussicht vom ersten Punkt ist atemberaubend. Beim zweiten Aussichtspunkt kann man ohne Sicherung bis an die Kante der senkrechten Felswand gehen. Von dort aus kann man auch einen Teil des weiteren Verlaufes des GEIRANGERFJORDES sehen, der ja mehrere Kurven mit z.T. 90 Grad macht.

Mara ist offenbar schwindelfreier als Atlan und geht bis an den Rand damit Atlan ein gutes Foto von ihr machen kann. Atlan befällt leichte Panik, denn wenn seine geliebte Mara nur etwas stolpert, ist es um sie geschehen. Das Gelände ist sehr abschüssig und es gib kaum Möglichkeiten sich irgendwo festzuhalten. Atlan stellt sich dann auch dorthin und hat Mühe beim Foto zu lächeln. Wir gehen 5 Meter weiter hinauf, setzen uns auf einen Felsen, und bestaunen die welteinmalige Landschaft, welche sich unter uns ausbreitet. Ganz weit unten auf der anderen Seite des Fjordes sehen wir ein Paddelboot, welches der Felswand entlangpaddelt. Im Vergleich zur umgebenden Landschaft ist das Paddelboot so klein wie ein Fliegenschiss und bietet einen eindrucksvollen Vergleich über die gigantomanischen Ausmaße der Felswände und des Fjordes. Wir können das gar nicht fotografieren, denn wenn man den Fjord auf dem Foto noch als Fjord erkennen können soll ist das Paddelboot kaum noch ein einziges Pixel groß. Auf einer Tafel können wir sehen, dass man hier noch weiter am Abgrund entlang gehen kann und dass es einen Steig geben soll, wo man via einer Rinne hinunter zum Wasser gelangen können soll um dann entlang des Ufers zurück in die Zivilisation kommen zu können. Angesichts der Steilheit des Geländes braucht man dafür wahrscheinlich eine Bergsteigerausrüstung.

Gegen 20:00 Uhr kommen wir wieder zurück in unsere Hütte, genießen die Aussicht auf den Fjord, die umgebenden Berge, freuen uns über unsere Hütte im Vergleich zum übervollen Wohnmobilabstellplatz und bereiten die Abfahrt für den morgigen Tag vor. Heute sind wir gerade mal 23 km gefahren. Wir sollten in Zukunft solche Faulenzertage öfter in unsere Tourenplanung einbauen, denn wir haben nicht mehr die Spannkraft der Jugend und brauchen das einfach.

Die gigantischen Steilwände sind einfach atemberaubend. Selbst größere Schiffe sind nur noch klein und kaum noch erkennbar.

unsere Tagesetappe

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