2023 - Dolomiten und Gardasee,  Motorrad-Touren

13. August – eine Runde in den Sarntaler Alpen

Ein kurzer Ausflug steht heute auf dem Programm: Das Passeiertal flussaufwärts und dann hinauf auf den Passo di Monte Giovo, den Jaufenpass. Über das Penser Joch runter ins Sarntal und nach einem kurzen Abstecher zu den Rittener Erdpyramiden zurück nach Meran. Cirka 180 km sind das, genug Zeit zum Packen und Vorbereiten für die morgige Weiterreise ist dabei berücksichtigt.

Kaum sind wir bei St. Leonhart im Passeiertal auf die Passstraße eingebogen schrauben wir uns Kurve um Kurve und Kehre um Kehre hinauf. Neben uns extrem steile Wiesen, die zu mähen eine Herausforderung sein muss. Alm- und Holzwirtschaft scheinen neben dem Fremdenverkehr die Haupterwerbsbereiche zu sein. Oben auf der Passhöhe werden wir mit einer großartigen Aussicht belohnt: Im Westen die Ötztaler Alpen, rund um uns Almlandschaft, im Nordosten die Zillertaler Alpen.

Knapp vor Sterzing ist die Talfahrt zu Ende und wir Schlängeln uns hinauf zum Penser Joch. Auch hier traumhaft schönes Bergpanorama. Ein Platz auf der Sonnenterrasse der Hütte lädt zur Mittagsrast ein und wir überlegen, was wir am Nachmittag außer Packen noch so alles unternehmen könnten.

Ein kleiner Abstecher den Durnholzbach zum Durnholzsee entlang erweist sich als Niete: Kurz vor Erreichen des Ortes ein schier endlose Anzahl am Straßenrand parkender Autos, die Zufahrt zum Ort und zum See ist gesperrt. Unser Umweg sorgt dafür, dass die Musikkapelle des Dörfchens Astfeld nun kurz vor dem Losmarschieren versammelt ist. Eine Carabinieri winkt rasch noch alle Fahrzeuge durch, bevor der feierliche Umzug zum Feuerwehrfest beginnt. Die Fahnenträger sind bereit, zwei Ponys werden einen geschmückten Wagen mit Kindern ziehen. Brauchtumspflege zu Ferragosta begegnet uns heute nicht nur hier im Sarntal.

Ein Stück fahren wir noch weiter entlang des Talferbaches und nach kurzer Rast geht es die steilen Kurven hinauf Richtung Ritten auf der anderen Seite des Berges, wo wir die Erdpyramiden besichtigen wollen. Ein fantastischer Blick auf Schlern und Rosengarten und umgebende Dolomitenmassive erwartet uns oben. Für den Besuch der Erdpyramiden parken wir die SOL bei dem Café, wo wir anschießend einkehren wollen. Ein riesiger Erdpyramiden-Becher will da vernascht werden.

Für die Rückfahrt haben wir die malerische Straße entlang des Berghanges von Bozen Richtung Meran geplant, sodass das Massiv des Hirzer im Uhrzeigerseinn umringt wird. Atlan füttert das Navi mit einem Ort entlang der gewünschten Strecke und zuversichtlich folgen wir den Anweisungen. Das Navi lost uns völlig stimmig durch Bozen durch Richtung Sarntal. Atlan bereitet sich auf einen steilen Anstieg vor, denn kurz nach der Brücke sollen wir links abbiegen und wohl den Berg hinauf fahren. Zur Auswahl stehen eine Sackgasse und gleich dahinter nach einem Bach eine Straße, die mit 2,10 m höchst zulässiger Gesamtbreite jedenfalls sehr schmal sein wird. Auf dem Straßenschild lesen wir „Rafensteiner Weg“ und die Hausnummern, die auf diese Weise erreichbar sind. Ganz in der Nähe liegt die Burg Runkelstein und Atlan erzählte mir zuvor, dass dort hinauf die steilst Straße Europas führt. Diese Straße zur Burg Runkelstein wolle er jedenfalls nicht fahren.

Ob wir den vorgeschlagenen Weg wählen sollen, fragt er mich. „Wenn du dir sicher bist, dass diese Straße dort hin führt, wo wir hin wollen und du sie fahren kannst, dann nehmen wir sie.“ Atlan bereitet sich auf die Auffahrt vor und wir biegen in den Rafensteinerweg ein. Es geht steil bergauf, die SOL rattert zuverlässig den Berg hinauf. Eng und extrem steil ist es, wir wünschen uns keinen Gegenverkehr. „Da vorne dann links.“ Atlan fährt geradeaus weiter. „Ich kann so nicht abbiegen, das ist zu steil. Muss umdrehen, talwärts geht es.“ Wir rattern also weiter den Berg hinauf, beide darauf bedacht den Schwerpunkt möglichst tief und möglichst vorne zu haben. Das Navi berechnet neu, zeigt uns an, dass wir oben links abbiegen sollen. Wir sind im Umdrehmodus, Atlan reversiert an einer Stelle, die breit genug und weniger steil ist, und wir fahren den steilen Weg zurück bis zur Abzweigung. Die Kurve ist deutlich einfacher so und schon befinden wir uns auf dem zuvor angezeigten Weg. „Halt, stopp, die Straße ist in 2 km gesperrt!“ Da war kurz im Augenwinkel noch ein Blatt Papier mit dieser Info erschienen. Und Atlan bleibt stehen, schiebt die SOL im herausfordernden Gelände zurück, bis wir wieder passend zum Bergabfahren stehen. 35% Steigung zeigt uns das Verkehrsschild an, 33% Steigung hat die Straße, die wir zuvor raufgefahren sind und nun vorsichtig talwärts rollen.

Wir verlassen uns ab sofort auf die Hinweisschilder der lokalen Behörden und finden den Weg zu der Panoramastraße nach Meran. Kurz vor 19 Uhr kommen wir im Hotel an. Aus unserem geplanten Kurzausflug ist ein ganztägiges Abenteuer geworden…

Beim Abendessen ist das unser Gesprächsthema Nummer eins und ich grüble nach, ob ich selber jemals so eine steile Straße fahren könnte, ob ich mich überwinden könnte loszufahren, vor allem bergab.

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